In den Nationalparks von Montenegro und ein Kurzbesuch in Albanien
Unser nächstes Ziel ist der Mrtvica Canyon. Auf der E 80/ E 65 fahren wir weiter in Richtung Norden. Der Weg bietet eine großartige Aussicht in Schluchten und auf die Berge. Dort wo sich die Flüsse Morača und Mrtvica treffen, biegen wir schließlich zu einem Parkplatz ab. Hier ist der Startpunkt für die Wanderung in den Canyon. Auf der großen Wiese stehen nur wenige Fahrzeuge und wir suchen uns einen ruhigen Platz. Später am Abend bekommen wir noch Besuch vom Besitzer des Grundstückes. Er mäht die Wiese regelmäßig und sorgt dafür, dass es hier sauber ist. Für 5 Euro können wir hier eine Nacht stehen. Außerdem erzählt er uns, dass er gegenüber einen kleinen Campingplatz hat und auch Essen anbietet.
Eine Wanderung in den Canyon und das Kamp Wesko
Am Morgen packen wir unsere Sachen und fahren auf die andere Seite des Flusses. Vorbei am Kamp Wesko folgen wir der Straße noch etwas über 2 km. Wir parken wieder auf einer großen Wiese (42°43’40.1″N 19°20’40.1″E) und machen uns auf den Weg. Der Wanderweg führt am Fluss entlang und kurz bevor wir zur ersten Brücke kommen müssen wir einen kleinen Flusslauf überqueren. Dafür nutzt Christopher die Stahlseile einer abgerissenen Brücke, aber über die im Wasser liegenden Steine klappt es auch trockenen Fußes darüber zu kommen.
Als wir dann aber an der Brücke ankommen müssen wir leider feststellen, dass diese nicht mehr intakt ist. Wahrscheinlich wurde sie durch das Schmelzwasser weggerissen. Wir suchen noch nach einer Alternative, aber leider ist der nächste Weg über den Fluss eine steinerne Brücke weiter flussabwärts. Also müssen wir wieder zurück und gehen sogar an Peppi vorbei. An der Brücke finden sich auch wieder Markierungen des Wanderweges denen wir in Richtung Canyon folgen.
Als wir am späten Nachmittag zurück sind, entschließen wir uns dazu zurück zum Kamp Wesko zu fahren. Freunde von uns sind auch dort angekommen und haben schon die Feuerstelle vorbereitet. Wir werden von Wesko, dem Inhaber des Campingplatzes wieder sehr freundlich begrüßt. Um zum Stellplatz zu kommen, fahren wir einen recht steilen und schmalen Weg hinunter und stehen auf einer großen Grünfläche. Hier ist auch die Feuerstelle mit vorbereitetem Feuerholz sowie eine Toilette und Dusche. Beim Lagerfeuer am Abend werden wir dann von Wesko mit Kartoffeln und ein paar Geschichten über die Gegend und das Leben hier versorgt.
Weiter in den Prokletije National Park – eine Wanderung zum Grenzstein zu Albanien
Nach 2 ruhigen Nächten fahren wir weiter. Wir wollen in den Prokletije National Park. Der Weg dorthin führt uns viele Steigungen hinauf und wieder runter und durch zahlreiche kleine Orte. Nach einer Weile kommen wir sogar wieder an Schneefeldern vorbei. Wir hoffen, dass der Nationalpark schon befahrbar ist oder wir zumindest dort wandern können. Für die Nacht finden wir einen Platz in einer kleinen Sackgasse nahe der Passstraße. Hier fahren nicht viele Fahrzeuge und wir haben wieder eine tolle Aussicht auf die Berge.
Beim Kochen des Abendessens haben wir dann aber technische Probleme. Wir schalten die Wasserpumpe an und diese hört nicht mehr auf zu pumpen. Weil wir natürlich wissen, dass das bedeutet, dass irgendwas undicht ist, machen wir die Pumpe sofort wieder aus. Leider hat sich der Schlauch vom Boiler gelöst und Wasser ist in den Innenraum gelaufen. Weil wir aber schnell reagiert haben, hält sich das Ganze aber noch in Grenzen. Wir machen alles sauber und dichten den abgerissenen Schlauch neu ab.
Kurz bevor wir in den Prokletije National Park fahren, kommen wir an einem kleinen Wasserfall vorbei, dem Vodopad Grlja. Vom Parkplatz aus sieht es noch sehr unspektakulär aus, aber als wir direkt davor stehen schauen wir in ein tiefes Loch, in das das Wasser hinabstürzt. Durch das viele Schmelzwasser scheint hier zurzeit doch mehr Wasser zu fließen als normalerweise.
Der Weg in den Nationalpark ist dann mal wieder etwas aufregender. Anfangs stehen die Bäume recht eng zusammen und später hängen sie dann tief, aber das hatten wir hier schon schlimmer. Schließlich kommen wir an einem Rastplatz mit Hütten und Picknickplätzen an. Leider steht hier aber alles unter Wasser, es sprudelt überall aus dem Boden. Neben dem Flusslauf finden wir trotzdem einen tollen Platz. Wir machen eine kleine Wanderung und erkunden so schon einmal den ersten Teil unseres morgigen Wanderweges. Die Berge sind teilweise noch vom Schnee bedeckt und wir können abgehende Lawinen hören.
Am Morgen regnet es leider und wir beschließen den bereits gegangenen Weg entlangzufahren bis wir nicht mehr weiterkommen. Unser Ziel ist der See Liqeni i Gjeshtarës der direkt an der Grenze zu Albanien liegt. Wir fahren einige Kilometer und dann staunen wir nicht schlecht als wir sehen, dass dort gerade ein Haus gebaut wird. Der Weg führt uns noch weiter bis es uns an einer Stelle an der der Boden matschig und ausgewaschen ist ganz schön durchgeschaukelt. Dort überlegen wir uns doch mal hinter der nächsten Kurve nachzuschauen, ob es für uns überhaupt noch weitergeht. Wir kommen an kleineren Schneefeldern und heruntergefallenen Ästen vorbei. Bis dort wäre das kein Problem, aber leider stehen dann die Bäume schief über den Weg und einige größere sind umgefallen. Also lassen wir unseren Peppi an einer Stelle mit ausreichend Platz stehen und folgen dem Wanderweg zum See.
Als wir aus dem Wald kommen haben wir einen fantastischen Blick auf das Tal und schließlich auch auf den See. Es ist so ruhig, dass wir gar nicht laut reden möchten. Eine Lawine scheint den Weg um den See verschüttet zu haben, weshalb wir uns durch das Gestrüpp schlagen und über Geröll balancieren. Weil es immer wieder regnet, ist alles sehr rutschig und wir liegen nicht nur einmal auf dem Boden. Als wir endlich auf einem Wanderweg ankommen, können wir auch wieder ein Schild entdecken. Nur noch 500 Meter bis zur Grenze. Wir folgen dem Weg immer weiter und irgendwann sind wir schon viel weitergelaufen. Einfach so sind wir zurück in Albanien. Wir genießen die großartige Aussicht auf die Berge und die Ruhe. Auf dem Rückweg entdecken wir dann auch den Grenzstein. Wir stehen dort etwas länger als wir plötzlich ein lautes Geräusch hören, das definitiv von einem größeren Tier kommt. Es scheint in unsere Richtung zu laufen, weil es immer lauter wird. Wir sind etwas unsicher und wissen nicht, ob es ein Hirsch oder ein Bär ist. Deshalb machen wir uns lieber auf den Weg zurück. Später stellt sich raus, dass es ein Hirsch war und definitiv kein Bär. Für die Nacht fahren wir dann aber auf eine große Freifläche. Bei scheinbar endloser Stille lassen wir den Tag ausklingen und können das Erlebte verarbeiten. 😊
Bei besserem Wetter erkunden wir einen weiteren schönen Ort im Nationalpark und machen eine kurze Wanderung zur Quelle Oko Skakavice (The Eye of a grasshopper). Es erinnert uns sehr an das Blue Eye in Albanien und das klare Wasser lädt zum Baden ein. Es ist zwar wahnsinnig kalt, aber trotzdem sehr schön in diesem kleinen versteckten Paradies.
Im Prokletije National Park gibt es noch so viel mehr
Nach ein paar sehr ruhigen Tagen fahren wir weiter in eine andere Schlucht im Prokletije National Park. Hier ist alles etwas touristischer, es gibt Restaurants und geführten Wanderungen. Am Eingang werden wir von einem Ranger begrüßt. Wir fragen nach, ob wir hier übernachten können, und er erklärt uns, dass wir uns einen schönen Platz aussuchen können. Leider sind in diesem Jahr nicht viele Touristen im Land und dementsprechend wenige im Nationalpark. Pro Person zahlen wir 1 Euro und für unser Fahrzeug 3 Euro für eine Nacht. Auf einer großen Wiese bleiben wir stehen. Eigentlich könnte man noch weiter in die Schlucht hineinfahren, aber der Weg ist noch nicht geräumt und von ein paar Bäumen versperrt.
Also erkunden wir das Gebiet zu Fuß. Auch hier fließt überall Wasser und an einigen Stellen bekommen wir nasse Füße. Von allen Seiten hören wir immer wieder das Grollen von herabfallendem Gestein oder kleinen Lawinen. Wir sind hier ganz allein und lauschen den Geräuschen der Natur.
Am Morgen verabschieden wir uns vom Prokletije National Park. An der Wasserquelle machen wir unseren Tank noch mal voll und machen uns auf dem Weg zum nächsten Kletterspot.
Wir gehen wieder klettern und müssen umdrehen
In der Nähe von Banjevac fahren wir von der Hauptstraße ab und einen schmalen Weg entlang. Parkplätze gibt es hier nicht, deshalb fahren wir bis ans Ende und stellen uns an den Rand einer Grünfläche. Hier scheint schon länger niemand mehr langgefahren zu sein. Ein bisschen den Hügel hoch ist anscheinend auch erst in diesem Jahr die gesamte Grasnarbe abgebrochen und hinuntergerutscht. Der Eigentümer kommt dann aber auch noch vorbei und sagt, dass es gar kein Problem ist, wenn wir hier über Nacht stehen bleiben. Wir können so lange bleiben, wie wir wollen.
Der Kletterspot scheint auch nicht sehr häufig genutzt zu werden. Die Routen sind zum größten Teil zugewachsen oder die Bohrhaken nicht mehr nutzbar. Beim Klettern einer Route wird uns dann auch wieder die Wichtigkeit eines Helms bei solchen Spots bewusst. Plötzlich löst sich ein gut kopfgroßer Stein und noch weitere kleinere. Das wäre nicht nur eine Beule gewesen.
Wir wollen weiter in Richtung Tara Fluss und Tara Canyon. Weil wir natürlich nicht einfach die ausgebaute Straße fahren wollen, suchen wir uns einen Weg durch die Berge und den Nationalpark Biogradska Gora. Die Straßen selbst sind ganz in Ordnung, nur an einigen Stellen etwas schmal, aber wir kommen gut voran. An einer kleinen Flussüberfahrt müssen wir uns sehr vorsichtig bewegen, denn die Spurbreite des Fahrzeuges und die der „Brücke“ sind in etwa gleich. Das Herz klopft wieder, aber als der Rand etwas bröckelt, fahren wir einfach schnell weiter. Geschafft!
Nachdem wir einige kleinere Schneefelder passiert haben, erreichen wir einen schmalen Waldweg, der noch stark vom Schnee bedeckt ist. Das wäre aber der einzige Weg auf die andere Seite. Christopher geht also ein bisschen voran und prüft, ob wir weiterkommen. Leider ist der Weg noch komplett eingeschneit und für uns gibt es hier kein Weiterkommen. Also müssen wir etwa einen Kilometer rückwärts fahren, bis wir umdrehen können.
An einer Hütte für Wanderer treffen wir einen Ranger des Nationalparks und fragen ihn nach Ausweichrouten. Er fängt etwas an zu lachen, denn die Passstraßen liegen wohl noch unter mehreren Metern Schnee. Das dauert noch bis wir dort durchkommen. Das heißt für uns, dass wir auch den restlichen weg zurück müssen und auch wieder über die schmale „Brücke“. Auf dem Weg kommt uns ein Pickup entgegen. Die Männer im Fahrzeug wollen uns erklären, dass der Weg zu schmal für uns ist. Für uns ist es aber der einzige Weg zurück. An einer Wanderhütte bleiben wir über Nacht stehen und planen die neue Route in die Tara Schlucht.
Am Morgen bekommen wir Besuch von zwei Hunden, die freundlich um uns herumlaufen und es sich unter unserem Fahrzeug gemütlich gemacht haben. Als wir uns auf den Weg machen, schauen sie uns eine ganze Zeit lang nach. 😊
In Lubnice biegen wir ab und uns fallen gleich die vielen Hinweisschilder auf. Die nächsten 6 km fahren wir anscheinend durch eine größere Baustelle. Die Straße wird neu gebaut und es sind einige größere Felsbrocken abgerutscht. Diese liegen aber so auf der Straße, dass wir gut daran vorbeikommen. In der Gemeinde Andrijevica winkt uns dann ein Bauarbeiter zu und erklärt uns, dass der Tunnel nicht geöffnet ist und wir wieder zurück müssen. Schon wieder! Also fahren wir die R 24 zurück bis nach Berane und schließlich auf der E 65 im Norden in Richtung Tara Schlucht. Ein bisschen ärgerlich ist es ja, wenn man ständig umdrehen muss, aber dadurch haben wir auch wunderschöne und einsame Plätze in Montenegro gefunden.
Nach dem ganzen Fahren bleiben wir in der Nähe des Tara Fluss bei Mojkova stehen und verbringen dort einen ruhigen Abend. Ab und zu kommen Fahrzeuge vorbei und auch der Besitzer des Grundstückes kommt uns besuchen. Wir werden wieder gastfreundlich empfangen und uns wird falls nötig Hilfe angeboten.
Es gibt noch so viel mehr zu entdecken. Im nächsten Artikel berichten wir vom „Kitesurfen auf 1.400 Meter Höhe“.