Ankunft in Estland – das Abenteuer Baltikum beginnt
Die Fähre von Helsinki nach Tallinn fährt um 9 Uhr los und nach etwas über 2 Stunden kommen wir schon in Estland an. Wir fahren allerdings durch die Stadt und suchen uns lieber einen ruhigen Stellplatz am Wasser. Tallinn ist als Hauptstadt mit ca. 430.000 Einwohnern die eindeutig größte Stadt in Estland, denn insgesamt leben hier nur rund 1.3 Millionen Menschen. Die Landschaft und die Gebäude sehen hier wieder ganz anders aus und wir freuen uns darauf viel davon zu sehen. In der Nähe von Paldiski, westlich von Tallinn, fahren wir ein Stück durch den Wald und kommen schließlich zu einem schönen Rastplatz mit Grillmöglichkeiten, Toiletten und Mülleimer. Wir gehen ein bisschen spazieren und erkunden die Umgebung. Es ist recht wenig los und wir können einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachten.
Das Baltikum – irgendwie eine andere Welt
Nach dem Frühstück machen wir einen Spaziergang durch das Waldgebiet und zu den Seen Allika järv und Pikane järv. Das Wasser ist recht warm, aber nach dem ausgiebigen Baden sollten man sich auf Blutegel untersuchen. Hier gibt es sehr viele und laut den Informationsschildern werden diese auch zu medizinischen Zwecken genutzt. Zurück am Strand geht es für Christopher aber erstmal aufs Wasser. Der versprochene Wind ist zwar nicht ganz so stark wie angesagt, aber Spaß macht es ihm trotzdem, auch weil er ganz alleine draußen ist.
Das versunkene Gefängnis in Rummu
Wir haben noch einen Sightseeing-Tipp bekommen, ein versunkenes Gefängnis in Rummu. Dafür müssen wir zwar einen Teil unseres Weges wieder zurückfahren, aber wir sind sehr gespannt. Rummu an sich ist ein recht kleiner Ort und wir suchen nach einem Parkplatz an einen Waldweg. Allerdings ist dieser dann irgendwann wegen Baumfällarbeiten gesperrt und wir müssen umdrehen. Am Eingang vom Gefängnis sehen wir ein Schild „Adventure Park Rummu Karjäär / Rummu Quarry“. Wir zahlen pro Person 4,00 Euro Eintritt und können ganz nah am See parken. Es ist eine richtige Touristenattraktion und so sehen wir viele deutsche Kennzeichen. Wir kommen mit ein paar Leuten ins Gespräch und von Daniel wird uns empfohlen die RMK-App für Stellplätze in Estland runter zu laden.
Wir können zwar nur einen Teil des Geländes anschauen, aber es ist trotzdem sehr interessant. Das Wasser im See ist wahnsinnig klar und die versunkenen Gebäude sind gut zu sehen. Geschlossen wurde das Gefängnis erst Ende 2012. Damit wurde auch der Abbau von Wassalem-Marmor, eine Art Kalkstein, der hier durch die Insassen des Gefängnisses erfolgte, beendet. Zu dieser Zeit wurden auch die Pumpen die alles trocken hielten abgeschaltet. Das Wasser stieg dann so schnell an, dass nicht nur Gebäude, sondern auch Inventar im Wasser versunken ist. Gerade wegen dem sehr klaren Wasser ist es auch ein beliebtes Ziel für Taucher. Wir gehen eine Runde schwimmen und genießen danach die Aussicht von dem daneben gelegenen Hügel.
Weil wir schon am letzten Stellplatz das RMK-Logo schon gesehen haben, folgen wir dem Hinweis von Daniel und laden uns die App runter. An sich funktioniert sie wie auch die anderen bekannten Stellplatz-Apps, aber hier sind bewirtschaftete Rastplätze aufgelistet mit zusätzlichen Informationen zu Wanderwegen und anderen Sehenswürdigkeiten in der Nähe. Wir schauen uns schon mal unser nächstes Ziel die Insel Saaremaa an und speichern uns ein paar Wandermöglichkeiten und Stellplätze am Wasser ein.
Für die Nacht bleiben wir aber in der Nähe des Gefängnisses und fahren am Ostufer entlang. Hier gibt es viele kleine Nischen. Bevor der Weg aber zu schmal wird, bleiben wir an einem Platz mit einer tollen Aussicht auf die Umgebung stehen.
Mit der Fähre nach Saaremaa – größte Insel Estlands und viertgrößte Ostseeinsel
Die Straßen hier sind wenig befahren und gut ausgebaut, deshalb kommen wir gut voran und fahren doch schon zum Fährhafen nach Saaremaa. Wir haben im Vorfeld kein Ticket gekauft, aber da es hier mehrere Schalter für E-Tickets oder mit einer Kasse gibt, geht auch die Abfertigung recht schnell. Leider verpassen wir die Fähre um 10 Minuten. Weil die Fähren alle 35 Minuten fahren müssen wir nicht lange warten. Pro Person zahlen wir für die Überfahrt 3,00 Euro und für Peppi dann noch mal 13,20 Euro. Wir wissen nicht genau in welche Kategorie wir gezählt werden, aber Wohnmobile scheinen eine eigene zu sein. Es dauert nicht lange und wir kommen auf der größten Insel Estlands an. Wir fahren nach etwa 8 km von der Hauptstraße ab und folgen der Küstenstraße. Hier haben wir uns in der RMK-App auch einen Platz rausgesucht (Triigi Campsite). Weil es gerade wieder Wochenende ist sind viele Plätze schon belegt, aber wir finden trotzdem einen Platz am Rand direkt am Wasser und verbringen hier eine ruhige Nacht.
Wir bleiben an der Küste, weil es in den nächsten Tagen wieder windig werden soll und wir deshalb einen geeigneten Platz zum Kiten suchen. Wir folgen den Waldwegen und kommen schließlich zu einem Weg aus faust- bis kopfgroßen Steinen der direkt am Wasser entlang führt. Ein paar einheimische Camper haben es sich auch schon bequem gemacht und scheinen schon länger hier zu stehen. Hier ist aber alles sehr weitläufig und wir finden einen einsamen Platz mit einer Feuerstelle. Bevor wir das tolle Wetter und den Strand genießen, gehen wir in den Wald und suchen etwas Holz für den Abend zusammen. Das Baden ist durch die vielen großen und teilweise bewachsenen Steine leider nicht so einfach, deshalb machen wir es uns mit unseren Büchern gemütlich.
Unfall mit der Drohne und keine Ersatzteile dabei
Nachdem Christopher die Drohne eine Runde fliegen lassen hat, fängt sie bei der Landung an zu schlingern und beim Aufsetzen fällt sie um. Irgendwie muss ein Propeller schon einen Knacks gehabt haben und nun ist eine Seite abgebrochen. Jetzt stellen wir auch fest, dass wir die Ersatzteile für die Drohne zu Hause vergessen haben. Wir bekommen aber schnell einen Tipp zum Reparieren, indem wir die andere Seite entsprechend bearbeiten und so wieder das notwendige Gleichgewicht herstellen. Das werden wir auf jeden Fall ausprobieren. Am Abend genießen wir den Sonnenuntergang und das tolle Wetter am Lagerfeuer und können endlich wieder viele Sterne sehen.
Die Ausrichtung des Strandes und die Windrichtung passen zum Kiten nicht sehr gut zusammen. Also machen wir uns auf den Weg zu einem anderen Strand weiter westlich. Wir fahren die eingetragenen Wege entlang, die je abgelegener sie sind auch immer schmaler werden, bis wir am See Sarapiku järv ankommen. Hier hört die Straße auf und wir fahren einen Waldweg weiter. Am See gibt es einige Nieschen mit kleinen Feuerplätzen. An einem etwas größeren Platz lassen wir Peppi aber erstmal stehen und erkunden den weiteren Weg zu Fuß. Die Bäume stehen recht eng zusammen und wir schauen uns alles genau an. Etwa 300 Meter sind ein wenig kritisch. Hier ist der Untergrund sehr uneben und die Bäume dicht am Weg. Wenn es ungünstig kommt könnten wir wieder gegen einen der größeren Äste stoßen. Nach diesem kurzen Stück kommt man aber zu einem tollen Platz mit einer Badestelle und viel Platz. Allerdings wollen wir noch weiter in Richtung Strand am RMK Rastplatz Kõruse-Harilaiu tee. Der Waldweg bis dorthin ist wieder breiter und wird anscheinend häufiger befahren, deshalb und weil tatsächlich ausreichend Wind ist, gehen wir zurück und holen Peppi. Wir fahren ganz langsam den schmalen Weg entlang und kommen auch gut durch. Als wir aber endlich am Strand ankommen packen die Kitesurfer*innen schon wieder zusammen. Anscheinend waren es nur knappe 2 Stunden in denen das Kiten möglich war. Also fahren wir zurück zum Sarapiku järv und bekommen beim abendlichen Lagerfeuer noch Gesellschaft von zwei anderen Reisenden.
Wie unsere Reise weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Artikel: „Von Saaremaa nach Riga“