Polen – ein Land voller Überraschungen

Eigentlich war die Route gar nicht in diese Richtung geplant, aber wir sind schon sehr gespannt was das Land für uns bereithält. Von unserer letzten Fahrt durch Polen wissen wir, dass wir unbedingt die Mautstraßen beachten müssen und sind froh unsere viaToll-Box zu haben. Ein bisschen Guthaben ist auch noch drauf und so müssen wir ggf. nur noch zu einer Station fahren, um es aufzuladen. Zur Maut in Polen und dem aktuellen eToll-System lest gerne unseren Artikel: Die Maut in anderen Ländern – unterwegs mit dem Wohnmobil“

Grenzübertritt zu Fuß – am Stacheldrahtzaun entlang

Wir wollen an das Dreiländereck der Länder Litauen, Polen und Russland (Kaliningrad) und damit an die Außengrenze der Europäischen Union. Wir sind noch in Litauen und lassen Peppi an einem Parkplatz stehen. Zu Fuß erkunden wir die Gegend und folgen einem Weg. Der ist auch komplett befahrbar. Wir sind sehr vorsichtig, denn wir wollen über keine grüne Grenze nach Russland. Das könnte wirklich große Probleme mit sich bringen. Unsere Pässe nehmen wir sicherheitshalber mit.

Nach einer Weile kommen wir dann auch an einem Schild an auf dem „Stop – Enter only upon authorisation by state border guard service“ steht, also „Stop – Betreten nur mit Genehmigung des staatlichen Grenzschutzdienstes“. Natürlich gehen wir den Weg nicht weiter. Wir können auch in der Ferne einen Zaun sehen, an dem tatsächlich eine Patrouille zu fahren scheint. Wir biegen ab und gehen durch ein weiter entfernteres Waldstück bis wir an einer Straße rauskommen. Dort ist schon der Parkplatz am Dreiländereck. Irgendwann haben wir einfach die Grenze überschritten

Das Dreiländereck selbst ist gar nicht so spektakulär. An der Stelle, an der die drei Länder aufeinandertreffen steht ein Pfeiler. Außerdem ist dort eine Absperrung und man kann nicht wie an vielen anderen solcher Plätze von Land zu Land gehen. Außerdem wird der Platz von der russischen Seite aus videoüberwacht und sobald man dem Pfeiler zu nahekommt, kommt eine sehr laute Durchsage. Diese ist zwar auf Russisch, aber man kann sich ja vorstellen was gesagt wird. Von hier aus kann man auch den Zaun sehen, an dem tatsächlich ein Geländefahrzeug patrouilliert.

Weil der Weg komplette gut befahrbar ist, holen wir Peppi einfach nach und machen uns auf den Weg zu unseren nächsten Platz.

Wiedersehen nach kurzer Zeit

Wir haben schon viel von den Masuren gehört und auch, dass die Region stark an die Mecklenburger Seenplatte erinnern soll. Die im Norden Polens gelegene Masurische Seenplatte befindet sich im Südwestteil des Baltischen Landrückens und ist Teil der Ostbaltischen Seenplatte. Die ganze Region zählt zu den wohl schönsten und zugleich grünsten Gebieten Europas, mit vielen malerischen Seen und weiten Feldern. Deshalb haben wir eine Verabredung am Jezioro Wydminskie. Hier ist eine kleine Badestelle mit einem Steg und eine Feuerstelle mit Picknickplatz.

Als wir ankommen, wartet dort schon der weiße EleVant auf uns. Luise und Felix haben schon ein schönes Lager vorbereitet. Wir kochen zusammen und machen uns einen gemütlichen Abend am Lagerfeuer.

Den Morgen starten wir mit einem Sprung in den See und schließlich erkunden wir ein bisschen die Umgebung. Es ist wirklich ein bisschen wie in Mecklenburg-Vorpommern.

Stellplatz Masuren

Stellplatz Masuren

Luise und Felix bleiben noch einen Tag länger, aber dann müssen sie wirklich weiter, weil ihr Urlaub nun vorbei ist. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir die beiden bald mal wiedersehen. Es war immer eine schöne und entspannte Zeit mit ihnen.

Peppi bekommt neue Schuhe – Reifenkauf mit Hindernissen

Unsere Reifen sind schon sehr stark abgefahren und wir haben schon mal geschaut, wo in Polen Reifenhändler auf unserem Weg liegen. Der erste Händler ist in Przasnysz (oponyprzemyslowe.com). Hier sind sehr viele große Reifen und wir haben das Gefühl, dass solche kleinen Reifen wie für uns hier gar nicht vorhanden sind. Die Mitarbeiter sprechen leider kein Englisch, deshalb warten wir auf den Chef. Dieser begrüßt uns sehr nett und lädt uns zu Kaffee und Kuchen ein. Wir erzählen ihm, was wir brauchen und er freut sich gleich, weil er gerade sechs Reifen in der Größe bekommen hat. Alle Reifen sind jeweils 1 Jahr alt und sind schon einige Kilometer gelaufen. Jetzt bekommen wir tatsächlich unsere 365/80R20 (Continental MPT 81). Er erklärt uns, dass sie eigentlich Reifen für große Baumaschinen, die beispielsweise im Bergbau im Einsatz sind, haben. Solche kleinen Reifen werden bei Lieferungen einfach in die großen gelegt. Die Preisverhandlungen sind auch sehr schnell vorbei, denn er möchte umgerechnet 600,00 Euro für fünf Reifen inkl. Montage haben.

Die Montage dauert etwas, aber wir werden wieder gut bewirtet. Die Mitarbeiter finden unser Auto sehr interessant und irgendwie können wir uns doch verständigen. Als wir dann das Ersatzrad wieder an die Halterung machen wollen, stehen drei der Mitarbeiter dabei und philosophieren über eine bessere Möglichkeit für eine Befestigung. Weil wir das Rad mit einer Winde hochziehen wollen und es etwas dauert, kommen uns alle drei zur Hilfe und heben das Rad einfach hoch. Dabei fällt uns aber auf, dass unsere Bolzen, die wir zur Befestigung reinschreiben, viel zu kurz sind. Aber auch das Problem ist schnell gelöst.

Nach diesem spannenden Nachmittag machen wir uns mit Peppis neuen Schuhen wieder auf den Weg. Wir fahren allerdings nur 5 km weiter zu einem kleinen See. Hier stehen auch noch ein paar andere Camper und viele Leute aus dem Ort gehen mit ihren Hunden spazieren.

neue Reifen für Peppi

neue Reifen für Peppi

Am Morgen fahren wir weiter. Ein Ziel haben wir noch nicht, nur ein paar Klettergebiete, die uns empfohlen wurden. Nachdem wir etwa 40 km gefahren sind, hören wir ein Zischen. Es ist nicht sehr laut, aber es kommt anscheinend von uns. Deshalb halten wir an und bemerken, dass der Reifen vorne auf der Beifahrerseite Luft verliert. Es ist keine Beschädigung am Reifen zu sehen, also schließen wir darauf, dass der Schlauch kaputt ist. Wir stehen glücklicherweise im Schatten auf einem Tankstellenparkplatz, denn heute sind 32 Grad und so ein Reifenwechsel ist anstrengend. Das Befestigen des Rades an der Ersatzradhalterung ist wirklich gar nicht so einfach. Wir müssen uns jetzt auf jeden Fall eine andere Technik überlegen. Zwei Mitarbeiter der Müllabfuhr sehen, dass wir uns quälen und kommen uns zur Hilfe. Wir freuen uns wieder über die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen hier.

Wir fahren zurück zur Reifenbude und schildern unser Problem. Der Chef ist zwar nicht da, aber wir telefonieren kurz mit ihm und bekommen sofort einen neuen Schlauch. Nach kurzer Zeit können wir uns wieder auf den Weg machen und verbringen auch diese Nacht wieder an dem kleinen See bzw. angestautem Fluss.

Auch unser nächster Platz ist an einem Fluss. Wir machen Halt am Narew, einem Fluss, der seine Quelle in Belarus hat und in die Weichsel und damit schließlich in die Ostsee mündet. Dar Wasserstand ist nicht sehr hoch und wir können hier viele Leute beobachten, die den Fluss als Abkürzung nutzen und ihn hier durchqueren.

Stellplatz am Fluss

Stellplatz am Fluss

Wieder auf der Suche nach einer Reifenbude

Luise und Felix haben uns viel über die Baumärkte in Polen erzählt. Die beiden sind richtige Baumarkt-Touristen geworden und deshalb müssen wir es auch mal probieren. Wir fahren zum nächsten Leroy Merlin und sind wirklich positiv überrascht. Wir verbringen eine ganze Zeit hier und kaufen uns eine kleine Astsäge, ein Induktionskochfeld und noch ein paar andere Kleinigkeiten. Ein bisschen liebäugeln wir auch mit der Akku-Kettensäge, aber eigentlich brauchen wir sowas nicht.

Wir fahren an Warschau vorbei. Da wir hier wieder einige Mautstraßen fahren, merken wir, dass die viatoll-Box 2-mal piept. Das bedeutet, dass nur noch wenig Guthaben vorhanden ist. Wir halten also Ausschau nach der nächsten Tankstelle mit der Möglichkeit das Guthaben aufzuladen. Leider sind die Mautstraßen hier nicht immer gut gekennzeichnet, weshalb man immer ausreichend Guthaben haben sollte. Wir werden schnell fündig und laden 120 Zloty (Mindestbetrag) auf.

Als wir aus dem Laden kommen hören wir es wieder zischen. Dieses Mal ist es das Rad hinten auf der Fahrerseite. Wir fahren noch ein bisschen an den Rand und müssen wieder den Reifen wechseln. So langsam bekommen wir eine gewisse Routine. Auf für das Befestigen des Ersatzrades haben wir nun eine neue Technik. Wir nutzen das Stahlrohr, das wir zum Lösen der Radmutter haben, um das Rad an die Halterung zu bringen. Irgendwie schwer zu erklären und leider kann in diesem Moment auch niemand ein Bild machen 😊

Parkplatz Leroy Merlin

Parkplatz Leroy Merlin

Wir müssen uns nun also eine Reifenbude suchen, die uns einen neuen Schlauch in den Reifen macht. Nach nur 30 km finden wir eine, aber leider ist es schon spät (nach 18 Uhr) und einer der Mitarbeiter sagt uns, dass wir am Morgen wiederkommen sollen.

Am Ortsrand finden wir auch schnell einen schönen Stellplatz für die Nacht direkt am Wasser. Jetzt probieren wir erstmal unser Induktions-Kochfeld aus. Es gibt Gnocchi mit einer Pfeffer-Feigen-Soße. Das Kochfeld funktioniert super, wir sind begeistert. Auch als wir am Morgen unseren Kaffee machen, ist dieser in weniger als 3 Minuten fertig.

Zu unseren Kochmöglichkeiten haben wir ein Video gemacht. Wir stellen alle Kocher vor und teilen unsere Erfahrungen. Schaut einfach mal rein: „Welcher Kocher ist der beste im Camper? | Diesel, Spiritus, Gas oder Induktion“

An der Werkstatt angekommen versuchen wir unser Problem zu erklären, aber leider ist die Kommunikation etwas schwierig. Eigentlich muss ja nur der Schlauch gewechselt werden, aber die Mitarbeiter dort wollen uns ein neues Rad verkaufen. Eigentlich wollten wir hier einen Schlauch kaufen, aber schließlich holen wir unseren letzten Ersatzschlauch raus und dann ist klar, was gemacht werden soll. Der Wechsel wird mit den entsprechenden Gerätschaften gemacht und wir können uns noch ein paar Sachen abschauen. Nach knapp einer halben Stunde können wir das Rad wieder anbauen. Heute funktioniert es noch besser mit unserer neuen Technik, wir werden richtige Profis.

Ob das wirklich unser letzter Reifenwechsel war, erfahrt ihr im nächsten Teil: „Unterwegs in Polen – durch die Wüste zu den Kletterspots“

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