Update vom 13. November 2024
Es ist Ende Oktober und das bedeutet für uns und Wilson: Es ist Zeit, das Boot an Land zu holen. Unser Krantermin am Westhafen in Wismar stand an, und dieses Mal waren wir gleich die Ersten. Inzwischen haben wir das Manöver schon gut drauf und sind deutlich routinierter – es lief fast wie am Schnürchen!
Nachdem Wilson sicher am Haken hing und sie vorsichtig auf den Trailer manövriert wurde, hat Tarik sie von dort zum Quaduxenbarg gefahren, wo wir noch die letzten Arbeiten erledigen werden, um Wilson für die kalte Jahreszeit vorzubereiten.
Damit ist die Segel-Saison nun offiziell vorbei, und es wird Zeit, unsere Wilson in den Winterschlaf zu schicken. Die letzten Handgriffe sind getan: Wir haben alle Flüssigkeiten abgelassen und die Plane sicher am Trailer befestigt. Damit ist Wilson hoffentlich gut geschützt und übersteht die kalte Jahreszeit ohne Probleme. Zum Glück bleibt sie hier nicht komplett allein. Unsere Nachbarn werfen regelmäßig einen Blick auf sie, sodass wir beruhigt sein können.
Um uns gebührend zu verabschieden, haben wir eine kleine Abschiedsparty organisiert. Eigentlich war es die Idee von Silke, aber leider sind sie und Tarik krank und können gar nicht dabei sein. Ein Lagerfeuer knisterte, und die Gespräche drehten sich um die letzten Abenteuer und Erinnerungen, die wir mit dem Boot gesammelt haben. Es ist immer schön, in guter Gesellschaft zu sein und das Jahr bei einem solchen Event ausklingen zu lassen.
Tagsüber haben wir noch ein wärmendes Spitzkohl-Curry gekocht, das nicht nur den Magen füllte, sondern auch von innen wärmte – genau das, was man an einem kühlen Herbsttag braucht. Ein perfekter Abschluss für eine gelungene Saison, die wir nun hinter uns lassen.
Abschied vom Quaduxenbarg
Der Tag beginnt früh: Um 5:30 Uhr starten wir am Quaduxenbarg. Beim Starten des Motors haben wir ein bisschen schlechtes Gewissen – so früh, und andere Gäste sind noch tief in ihren Träumen. Bis wir den nötigen Druck aufgebaut haben, vergeht gefühlt eine Ewigkeit.
Nachdem wir unsere Erledigungen abgeschlossen haben, ging es für uns weiter nach Plau. Dort warteten noch ein paar letzte Aufgaben: Wir haben unsere restlichen Sachen eingelagert, weiteres Sportequipment eingepackt und ein paar Dinge eingebaut, um alles für unsere Tour vorzubereiten.
Neben den praktischen Dingen stand heute aber auch etwas Schönes auf dem Plan. Wir wollten unbedingt noch einen Abstecher zu Freunden machen, die wir länger nicht gesehen hatten.
Eigentlich wollten wir nur kurz vorbeischauen, aber es kam anders: Die Tage hier sind so entspannt und schön, dass wir einfach länger geblieben sind. Es ist Halloween, und in diesem kleinen Dorf ist das ein ganz besonderes Ereignis. Am Abend ziehen alle durch die Straßen, was wir uns nicht entgehen lassen wollten.
Unsere Freunde haben uns sogar bei den Verkleidungen geholfen, und ich muss sagen, das Ergebnis kann sich sehen lassen! Gemeinsam haben wir passende Kostüme zusammengestellt, und als es dunkel wurde, waren wir bereit für das Spektakel. Die Kinder im Dorf haben sich allerdings nicht so leicht erschrecken lassen – statt Angst zu zeigen, waren sie eher neugierig und wollten wissen, wer die „neuen“ Gestalten in ihrem Dorf sind 😊.
Nach einer langen Verabschiedung machen wir uns dann aber endlich auf den Weg nach Süden. Unser Ziel ist Markkleeberg südlich von Leipzig. Unseren ersten Stopp machen wir allerdings in der Nähe von Bad Belzig, das ist ganz in der Nähe von Brandenburg an der Havel. Hier finden wir einen schönen Platz an einem Feldrand und verbringen hier eine sehr ruhige Nacht. Am Morgen ist es ein schönes Gefühl, dass wir mal wieder ganz wo anders aufwachen und noch gar nicht sicher sind, wo wir morgen sind.
Nach einem ausgiebigen Frühstück fahren wir aber weiter. Wir fahren eher Landstraße, um auch ein bisschen was von der Landschaft zu sehen, die hier wirklich sehr schön ist. Als wir das Schild „Ferropolis – Stadt aus Eisen“ sehen, biegen wir mal dorthin ab. Denn auf diesem Gelände finden verschiedene Festivals statt. Bisher haben wir es noch nicht zu einem geschafft, aber die Location ist ziemlich cool.
Entspannung am Markkleeberger See
Angekommen in Markkleeberg können wir uns auf den Parkplatz bei Carsten stellen und bekommen direkt eine kleine Tour durch den Ort. Das Schloss und der Markkleeberger See sind auf jeden Fall sehenswert. Wir haben sehr viel Glück mit dem Wetter und genießen den wundervollen Herbsttag.
Bevor es für uns zu einem Ausflug in die Stadt geht, haben wir uns heute einen richtig ruhigen Tag am Markkleeberger See gegönnt. Der See ist Teil des Leipziger Neuseenlands, einer Region, in der aus ehemaligen Tagebaulandschaften nach und nach traumhafte Seen entstanden sind. Der Markkleeberger See ist dabei ein echtes Highlight.
Wir sind gemütlich um den See spaziert, haben die klare Luft und die Ruhe genossen. Der Rundweg um den See ist knapp 9 Kilometer lang und bietet wunderschöne Ausblicke auf das Wasser, Wälder und weitläufige Wiesen – genau das Richtige, um den Kopf freizubekommen. Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Strände und Buchten.
Im Sommer gibt es auf dem Markkleeberger See viele Möglichkeiten für Wassersportfans: hier kann man Segeln, Paddeln und es gibt sogar eine Wildwasseranlage für Rafting.
Nach der Arbeit machen wir uns auf den Weg in die Leipziger Innenstadt. Die Bahnfahrt ist angenehm kurz, doch die Bahn ist recht voll – daher steigen wir etwas früher aus und genießen den Rest des Weges zu Fuß. Leipzig empfängt uns mit einer lebendigen, aber dennoch entspannten Atmosphäre. In den Straßen erleben wir eine charmante Mischung aus historischen Gebäuden und modernen Ecken.
Nach einigem Schlendern kommt der Hunger auf, und die große Auswahl an Restaurants macht uns die Entscheidung nicht gerade leicht. Schließlich landen wir in der Vleischerei, einem Restaurant, das sich auf vegane Speisen spezialisiert hat. Mit knurrendem Magen bestellen wir vielleicht ein bisschen zu viel – aber am Ende schaffen wir es doch, alles aufzuessen. Das Essen ist so gut, dass es jede Kalorie wert war!
Unsere Zeit in Markkleeberg und Leipzig war wunderschön, aber so langsam wird es Zeit, weiterzuziehen. Beim Plaudern mit Carsten haben wir über unsere weitere Route nachgedacht und uns schließlich für die Richtung Oberwiesenthal und Tschechien entschieden. Die Aussicht auf Wandermöglichkeiten und Kletterspots hat uns schnell überzeugt – Abenteuer ruft!
Unser heutiger Stellplatz liegt zwar direkt neben einem Hochspannungsmast, aber das tut der Ruhe keinen Abbruch. Die Nacht verläuft absolut still, kein einziges Fahrzeug fährt vorbei. Am Morgen genießen wir die friedliche Atmosphäre, bevor wir uns auf den Weg machen. ⛰️
Märchenwald-Wasserfall
Bevor wir weiter Richtung Süden fahren, machen wir einen lohnenswerten Zwischenstopp für eine kleine Wanderung. Der versteckte Wasserfall bei Blauenthal liegt inmitten eines malerischen Waldes und wirkt wie aus einem Märchenbuch entsprungen. Das leise Rauschen des Wassers und die umliegende Natur machen diesen Ort zu etwas ganz Besonderem.
Für die Nacht finden wir einen Rastplatz mit fantastischer Aussicht, etwas außerhalb des Ortes. Als wir ankommen, ist es bereits fast dunkel, aber der nächste Morgen überrascht uns mit strahlendem Sonnenschein. Perfekt für unsere Batterien, denn so können wir ein bisschen Energie laden.
Wir besuchen Felix, einen Freund, den wir 2020 in Estland kennengelernt haben. Seitdem hat sich viel getan – mittlerweile hat er gemeinsam mit Christopher eine Werkstatt aufgebaut, in der sie hochwertige und individuell angepasste Vans ausbauen. Es ist beeindruckend zu sehen, was die beiden hier geschaffen haben!
Natürlich haben wir, wie so oft, vergessen, die Kamera zu zücken. Aber keine Sorge, ein paar Aufnahmen schaffen es sicherlich in unser nächstes Video. 😊
Dank Felix und Christopher (christophervanlife) finden wir schließlich auch den Kletterspot, nach dem wir gesucht haben. Heute wird es zwar zu spät, um noch loszulegen, aber die Vorfreude auf morgen ist groß. Die Temperaturen machen das Ganze zu einer kleinen Herausforderung, doch genau das macht es spannend.
Wir sind einfach glücklich, wieder richtig unterwegs zu sein und die Tage mit solchen besonderen Momenten zu füllen.
Klettertag und erster Stopp in Tschechien
Dank Felix und Christopher finden wir endlich einen Kletterfelsen – gar nicht so leicht, denn in den Foren der Klettervereine sind keine Standorte angegeben. Grund dafür ist wohl der Ärger über zurückgelassenen Müll in der Vergangenheit. Unser Ziel sind die Teufelssteine, eine beeindruckende Felsformation mitten im Wald. Der Weg dorthin ist schön und ruhig, und wir entdecken zahlreiche Routen an den Steinen. Laut der Beschilderung gibt es hier etwa 130 Kletterrouten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Leider wird es heute zu spät, um loszulegen, aber wir hoffen auf etwas Sonne morgen, damit die Steine angenehm aufwärmen.
Am nächsten Tag scheint die Sonne – ideale Bedingungen zum Klettern. Es fühlt sich toll an, wieder am Fels zu sein, und die ungewohnte Herausforderung macht den Tag besonders. Nach einem erfolgreichen Klettertag fahren wir weiter und übernachten bei Bad Brambach. Der Stellplatz liegt zwar in der Nähe einer Straße, doch es ist kaum etwas los.
Am Morgen geht es weiter über die Grenze nach Tschechien. Bevor wir die Fahrt antreten, genießen wir die klare Luft und laden noch etwas Energie über die Solarzellen. Der erste Stopp in Tschechien ist an einem See, der vollständig von dichtem Nebel eingehüllt ist. Die Stimmung wirkt fast märchenhaft – wir hören Stimmen vom anderen Ufer, können es jedoch kaum erkennen. Der Platz ist ruhig, abgesehen von ein paar Anglern, die ebenfalls die Stille genießen.
Nach einer ruhigen Nacht machen wir uns auf, ein paar tschechische Spezialitäten als Gastgeschenk einzukaufen. Dabei tanken wir günstig auf, bevor wir weiter Richtung Bayern fahren. Das Wetter bleibt neblig, sodass wir von der Landschaft nur wenig sehen können. Dennoch freuen wir uns auf die neuen Ziele, die vor uns liegen.
Eine Reise ins Ungewisse – das Franziskus-Marterl bei Wackersdorf
Auf unserer Reise durch den Freistaat Bayern überrascht mich Christopher mit einem ungeplanten Stopp: Wir landen am Franziskus-Marterl in Altenschwand, einem Ort, der viel Geschichte in sich trägt. Dieses schlichte Kapellen-Bildstock ist weit mehr als ein Denkmal – es ist ein Symbol für den friedlichen und standhaften Protest gegen die geplante Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) Wackersdorf in den 1980er Jahren.
Von hier aus begann der „Sonntagsspaziergang“, eine Protestform, bei der Teilnehmer nach Andachten am Marterl zum Bauzaun der WAA marschierten, um ein stilles Zeichen gegen die Atompolitik zu setzen. Besonders beeindruckend ist das kleine Metallkreuz, das an den „Kreuzweg für die Schöpfung“ erinnert. Damals trug die Marterl-Gemeinde 63 Tage lang ein schweres Holzkreuz bis zum Endlager Gorleben – ein starkes Zeichen der Solidarität und des Widerstands.
Nach unserem Stopp am Franziskus-Marterl setzen wir unsere Fahrt passend zum Thema des Tages fort und fahren nach Burglengenfeld, um den Gedenkstein der Anti-WAAhnsinns-Festivals zu besuchen. Doch wie so vieles, das mit der Protestbewegung verbunden ist, ist auch dieser Ort gar nicht so leicht zu finden.
In den 1980er Jahren war Burglengenfeld Schauplatz von sieben politisch motivierten Rockkonzerten, die als Anti-WAAhnsinns-Festivals bekannt wurden. Diese Events zogen Tausende von Menschen an und verbanden Musik mit einer klaren Botschaft: Widerstand gegen die geplante Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf und Solidarität mit der Umweltbewegung. Musikerinnen, Aktivistinnen und Unterstützerinnen kamen hier zusammen, um mit ihrer Stimme und ihrer Kunst ein Zeichen zu setzen.
Heute sind die Spuren dieser bewegten Zeit nur noch dezent im Stadtbild zu erkennen. Doch die Geschichte und die Energie dieser Proteste bleiben präsent und inspirierend – ein starkes Beispiel für die Verbindung von Kultur und gesellschaftlichem Engagement.
Auch auf der Weiterfahrt bleibt uns das typische Novemberwetter erhalten: dicht und grau. Die Landschaft ist kaum zu sehen, und als wir unseren Stellplatz für die Nacht erreichen, ist es schon dunkel. Trotz der Eintönigkeit draußen war es ein Tag voller Eindrücke, der die Geschichte des friedlichen Widerstands in den Mittelpunkt rückte – ein ruhiger Abschluss für einen bewegenden Tag.
Insgesamt war es eine Woche voller spontaner Entdeckungen, schöner Landschaften und ein paar unerwarteten Begegnungen – ideal, um neue Kraft für die kommenden Abenteuer zu schöpfen.
Wie es weitergeht, erfahrt ihr in einer Wochen: „Update vom 27. November 2024“