Update vom 13. September 2023
Das waren unsere letzten 2 Wochen:
Auf dem Quaduxenbarg packen wir noch die letzten Sachen zusammen. Wahrscheinlich nehmen wir wieder viel zu viele Sachen mit und auch an Lebensmitteln werden wir bestimmt ausreichend an Bord haben. Auf dem Boot haben wir dann erstmal zu tun die ganzen Sachen zu verstauen, denn so viel Platz ist ja gar nicht. Alles bekommt seinen Platz, auch wenn wir ein paar Dinge wohl immer umräumen werden.
Mittags geht es dann endlich los. Silke fährt uns zum Hafen. Wir sind schon ganz aufgeregt, obwohl wir mittlerweile schon einige Seemeilen hinter uns haben. Dieses Mal wollen wir uns aber ein bisschen weiter trauen. Unser Plan ist es von Wismar aus nach Fehmarn zu fahren und von dort in die Dänische Südsee. Wir haben die entsprechenden Seekarten und auch Gastlandflaggen auch dabei und sogar schon mögliche Häfen markiert. Wir sind also vorbereitet.
Nachdem wir aus dem Hafen fahren sind, wollen wir die erste Nacht noch in der Wismarer Bucht ankern. Leider fällt uns dann auf, dass wir ein paar wichtige Dinge vergessen haben. Das ist mal wieder typisch, wir denken an alle unwichtigen Dinge, aber sowas wie meine Brille lassen wir liegen. Eigentlich müssten wir wieder zurück in den Hafen, zum Quaduxenbarg und dann noch mal los. Glücklicherweise haben wir Silke. Sie kommt mich vom Strand in der Nähe unseres Ankerplatzes abholen und bringt mich auch wieder zurück. Hier können wir auch gleich unser kleines, gelbes Gummiboot testen. Von oben sieht es gar nicht so weit aus, aber bis zum Strand sind es knapp 500 Meter und mit nur einem Paddel ist das ganz schön anstrengend. Nachdem wir dann aber wieder an Bord sind, können wir uns wieder auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren: Wir warten auf Wind.
Die Windvorhersage für die nächsten Tage ist eigentlich ganz gut, aber leider kommt er aus der falschen Richtung und für eine Überfahrt nach Fehmarn müssten wir dann gegen an kreuzen.
Beim Segeln bedeutet „kreuzen“, ein Ziel anzusteuern, das sich im Wind befindet, indem man in einem „Zickzackkurs“ segelt, weil ein direkter Kurs aufgrund des entgegenkommenden Windes nicht möglich ist.
Also schmieden wir einen Alternativplan und wollen erstmal um Poel herumfahren und im Salzhaff ankern. Wir haben schon gehört, dass die Einfahrt dort nicht ganz so leicht zu finden sein soll, weil diese auch nicht durch Tonnen gekennzeichnet ist. Das Problematische dabei ist nur, dass es außerhalb der Fahrrinne sehr flach ist und selbst wir mit unseren 1,20 Metern Tiefgang auf Grund laufen könnten. Weil aber nicht viel los ist und wir zur Not euch einfach langsam unter Motor fahren können, setzen wir die Segel.
Die Einfahrt ist wirklich schwierig zu finden, wenn man das erste Mal dort ist, aber mit Motorunterstützung schaffen wir es ohne Probleme zu einem wirklich tollen Ankerplatz. Weil das Wetter echt gut ist (leider kein Wind mehr), pumpen wir unser Gummiboot wieder auf und paddeln ans Land. Dort ist nämlich ein Campingplatz mit einer kleinen Beach-Bar. Hier lassen wir den Tag bei einem kühlen Getränk ausklingen und genießen die Aussicht auf Wilson.
Leider ist der Wind am nächsten Tag recht stark und wir als Segelanfänger trauen uns nicht zu bei 6 bis 7 Windstärken den ganzen Weg bis nach Fehmarn zu segeln. Aber der Wind soll etwas abnehmen und die Richtung behalten. Deshalb warten wir einfach noch eine Nacht ab und fahren dann früh morgens los.
Kurz nach Sonnenaufgang setzen wir wieder die Segel. Wir sind beide sehr aufgeregt, weil wir bisher noch nie so lange am Stück gesegelt sind. Die Wellen sind gar nicht so hoch, aber dafür sehr kurz und wir werden ganz schön durchgeschüttelt. Als wir gerade wieder an Poel vorbei sind und den Wismarer Hafen sehen, spiele ich mit dem Gedanken zurück in die sichere Bucht zu fahren. Christopher spricht mir aber wieder so viel Mut zu und eigentlich macht es auch gerade so richtig Spaß, weshalb wir den Kurs weiter halten. Nach über drei Stunden versuchen wir dann auch ein kleines Frühstück zu machen, aber als Christopher ins Boot geht, wird er von einer Seite zur anderen geschaukelt, denn dort sieht er die Wellen nicht kommen. Deshalb gibt es erstmal nur Müsli-Riegel.
Nach einigen Stunden kommt dann Fehmarn in Sicht. Wir haben uns als erstes Ziel Großenbrode ausgesucht und steuern auf die Einfahrt zu. Allerdings passiert es dann, der Wind lässt nach und wir machen weniger als 2 Knoten. Bis wir uns schließlich gar nicht mehr fortbewegen und tatsächlich den Motor starten müssen. Es liegen noch mehr als 8 Seemeilen vor uns und mit einer Geschwindigkeit von 3 bis 4 Knoten dauert das noch über zwei Stunden. An der Einfahrt zum Großenbroder Binnensee ist recht viel Verkehr, aber glücklicherweise auch eine Betonnung und wir manövrieren uns langsam durch. Aber auch hier müssen wir aufmerksam sein, denn die Zufahrt ist sehr schmal und man sollte sie auch nicht zu weit am Rand befahren. Plötzlich geht unser Puls hoch, denn auf unserem Tiefenmesser steht 1,1 Meter. Bei einem Tiefgang von 1,2 Meter kein gutes Gefühl. Wir fahren also schnell weiter in die Mitte. Zwischen den beiden Marinas finden wir eine gute Möglichkeit zu ankern und können es kaum fassen, als wir den Motor dann aus machen. Wir haben es geschafft. Wir sind tatsächlich angekommen. Darauf gibt es stilecht einen kleinen Schluck Rum. Der erste Schluck ist natürlich für Poseidon.
Tradition in der Seefahrt: Der erste Schluck des Getränks wird nach Luv gereicht und begleitet von einem lauten „Für Neptun“ als Geste der Ehrung des Meeresgottes und als Bitte um günstige Segelbedingungen. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Opfergabe nach Luv gelangt, da nach Lee die unerwünschten Dinge passieren (wie zum Beispiel bei Übelkeit).
Nach einer sehr entspannten Nacht wollen wir weiter nach Fehmarn. Wir rufen vorher beim Hafenmeister im Hafen Burgstaaken an und fragen nach, ob ein passender Liegeplatz für uns frei ist. Weil die Hauptsaison schon fast so gut wie vorbei ist, sind einige Plätze frei. Er beschreibt uns die Einfahrt und wie wir am besten an den Steg fahren. Dann kann es ja losgehen. Wir haben wieder einen sehr angenehmen Wind und fahren mit 4 Knoten an der Küste entlang. Es sind viele Segler unterwegs, was bei strahlendem Sonnenschein auch kein Wunder ist.
Angekommen im Hafen Burgstaaken fahren wir langsam am Steg entlang und steuern auf einen freien Liegeplatz zu. Es ist fast wie in Wismar und klappt das Anlegemanöver eigentlich ganz gut. Bis wir merken, dass es der falsche Liegeplatz ist und wir noch eine Box weiter müssen. Wir versuchen einfach rückwärts rauszufahren und dann vorwärts einfach ein Stückchen weiter, aber die Strömung drückt uns rüber. Deshalb fahren wir dann doch rückwärts komplett raus und starten einen neuen Versuch. Auch das klappt ganz gut und dank der Hilfe der anderen Leute am Steg ist Wilson auch schnell festgemacht. Wir erkunden das Hafengelände und können sogar an einem Automaten unser „Parkticket“ ziehen. Wir sind tatsächlich überrascht, denn wir bezahlen für das Boot (bis 9 Meter), 2 Personen inkl. Dusche, Toilette und Kurtaxe insgesamt 15,30 Euro. Das ist wirklich in Ordnung.
Nach einem kleinen Spaziergang bekommen wir dann sogar Besuch, denn Ute und Roland wohnen hier ganz in der Nähe. Die beiden haben wir auf dem Quaduxenbarg kennengelernt und nun wollten wir sie auch mal besuchen. Wir erkunden zusammen den Ort, gehen Eis essen und machen uns einen gemütlichen Grillabend.
Zurück am Boot merken wir, dass es in so einem Hafen gar nicht viel anders als auf einem Campingplatz ist. Hier ist man nur noch dichter an seinen Nachbarn. Es sind allerdings gar nicht so viele Leute auf ihren Booten, aber wir können uns gut vorstellen, wie es in der Hauptsaison ist.
Das Wetter wir immer „besser“. Leider nicht für uns, denn die Sonne scheint und es ist eher windstill. Wir beschließen also ein paar Tage im Hafen zu bleiben und erkunden die Insel ein bisschen. Wir gehen ins U-Boot Museum und außerdem gehen wir bei Tashi Tamatsu essen. Über das Restaurant auf einem alten Schiff haben wir schon mal eine Doku gesehen und werden auch nicht enttäuscht. Das Essen ist super und die Aussicht auf den Hafen macht es zu einem tollen Platz. Dort gehen wir bestimmt wieder hin.
Die Windvorhersage wird leider nicht besser. Wir verwerfen schließlich den Plan in die Dänische Südsee zu fahren, weil wir wahrscheinlich hinkommen würden, aber dann nicht mehr so leicht zurück. Die gesamte Strecke unter Motor fahren wollen wir ja auch nicht. Deshalb beobachten wir die Vorhersage und nutzen den ersten passenden Wind, um wieder in Richtung Wismar aufzubrechen.
Wieder kurz nach Sonnenaufgang fahren wir los. Im Hafen ist ansonsten noch niemand wach. Nur ein paar Fischer sind unterwegs. Wir sind gerade erst aus dem Hafenbereich raus, da setzen wir schon die Segel. Wir sind positiv überrascht, denn der Wind kommt etwas stärker, gleichmäßiger und aus einer besser passenden Richtung. Wir kommen also gut voran. Weil alles so gleichmäßig ist, lege ich mich noch mal hin und verschlafe fast zwei Stunden der Fahrt. Danach machen wir uns erstmal Frühstück. Ein perfekter Segeltag.
Am Nachmittag kommen wir dann schon wieder in unserer Ankerbucht am Boinsdorfer Werder an. Später kommen auch noch andere Segelboote dazu. Dieses Mal fühlen wir uns ein bisschen wie an Land. Es gibt ja diese Kuschelcamper, die sich gerne direkt neben ein anderes Fahrzeug stellen, obwohl ausreichend Platz ist. (Natürlich kann es Gründe haben, warum das sinnvoll ist) Anscheinend gibt es das aber auch auf dem Wasser, denn nicht weit von uns wirft ein Segler seinen Anker. Nach unserer Empfindung etwas zu nah, weil für die Nacht Wind und eine Änderung der Windrichtung vorhergesagt wurde. Wir schlafen also etwas unruhig, weil wir immer wieder schauen, ob alles in Ordnung ist.
Mit unserem kleinen Schlauchboot machen wir auch noch einen kleinen Ausflug an der Küste entlang. Zur Belohnung fahren wir wieder zur Beach-Bar und gönnen uns eine leckere Portion Pommes und kühle Getränke.
Nach zwei Tagen wollen wir uns langsam auf den Weg nach Wismar machen, weil wir nun doch ein paar Termine an Land haben. Dieses Mal wollen wir aber aus der Bucht segeln. Wir fühlen uns langsam sehr sicher und wissen, wie Wilson reagiert und was wir machen müssen. Es sind auch nicht viele Boote unterwegs. Also lichten wir den Anker und setzen direkt die Segel. Ganz routiniert manövrieren wir an den Untiefen vorbei und fahren um Poel herum. Das Wetter ist wieder super und wir kommen wieder gut voran. Außerdem üben wir das Mann-über-Bord-Manöver. Natürlich springt niemand von uns ins Wasser, sondern eine Boje simuliert für uns. Wir müssen einige Wenden fahren und beim vierten Mal klappt es auch endlich und wir retten die Boje.
Auf der anderen Seite von Poel ankern wir in einer ruhigen Bucht. Hier sind nur wenige Boote und die sind auch recht weit weg von uns. Am Morgen werden wir hier von einem dichten Nebel überrascht, der gar nicht so richtig weggehen möchte. Wir hören auch die großen Container-Schiffe, die jede Minute ihren Signalton abgeben. Etwas gruselig ist es ja schon.
Nachmittags ist die Sicht aber wieder besser und wir setzen wieder die Segel. Wir wollen uns mit Silke und Tarik in Hohen Wieschendorf zum Pizza essen treffen. Hier können wir am Steg als Tageslieger festmachen. Für die Nacht fahren wir aber wieder in unsere Ankerbucht, bevor es dann am nächsten Morgen in Richtung Westhafen Wismar geht. Ein komisches Gefühl wieder zurück zu sein, auch wenn es nur knapp zwei Wochen waren.
Wir haben für uns festgestellt, dass uns das Segeln auf jeden Fall sehr viel Spaß macht und dass Wilson ein tolles Segelboot ist. Allerdings würde es auf Dauer etwas zu eng werden. Erstmal werden wir das Erlebte sacken lassen und uns dann Gedanken darüber machen, wie es weitergehen soll….
Wie es weitergeht, erfahrt ihr nächste Woche: „Update vom 27. September 2023“
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