Im Winter an den Polarkreis
Nun geht es endlich los. Die Zeit ist zum Schluss doch etwas schnell vergangen. Wir haben unsere Wohnung aufgegeben und wohnen nun in unserem Camper. Für die ganzen Sachen, die wir mitnehmen wollten, haben wir auch einen Platz gefunden. Voll beladen wiegt Peppi jetzt 7.040 kg.
Unsere Reise soll uns erst nach Norden durch Schweden, Norwegen und Finnland führen. Von dort aus wollen wir nach Russland. Der Baikalsee ist unser östlichstes Ziel, bevor es weiter in die Mongolei geht. Auch die weitere Route haben wir grob abgesteckt, allerdings werden wir erst dann merken in welche Länder wir tatsächlich einreisen können. Außer für Russland haben wir uns im Vorfeld keine Visa besorgt, da wir diese unterwegs beantragen müssen. Es verspricht eine spannende Zeit zu werden. Insgesamt haben wir für die Tour 1 ½ Jahre eingeplant.
Nachdem wir uns von der Familie verabschiedet haben, fahren wir zum Überseehafen Rostock und nehmen die Fähre nach Trelleborg. Wir sind erstaunt wie leer sie ist, aber im Winter wahrscheinlich nichts Ungewöhnliches. Nach 5 ½ Stunden kommen wir in Schweden an. Die Zollkontrollen verlaufen sehr schnell und unkompliziert. Da es schon dunkel ist, haben wir uns im Vorfeld einen Parkplatz in der Nähe rausgesucht. Hier standen wir schon vor 3 Jahren mit unserem Snowflake, als wir auf die Fähre zurück nach Rostock gewartet haben.
Am Morgen schlafen erstmal richtig aus. Nach dem Frühstück fahren wir in Richtung Norden, an Malmö vorbei und schaffen so einige Kilometer. Die Natur Schwedens ist sehr beeindruckend, alles hat diesen gemütlichen Charme. Am Vättern, dem zweitgrößten See in Schweden, finden wir einen tollen Platz für die Nacht. Die Feuerstellen dort werden selbst bei niedrigen Temperaturen zum Zusammensitzen genutzt. Wir haben eine ganz tolle Aussicht auf den See und erkunden auch den Umkreis. Durch den Wind zerschlagen die Wellen an den Felsen und wir genießen die traumhafte Umgebung. Als dann immer mehr Familien zu einem Sonntagspicknick vorbeikommen, machen wir uns weiter auf den Weg.
Um weiter Strecke zu schaffen, fahren wir über 400 Kilometer. Zwischendurch halten wir an einem Einkaufszentrum und besorgen uns eine Datenkarte und unsere liebsten schwedischen Produkte. So langsam sinken die Temperaturen und ab und zu sehen wir Schneefelder. Erst im Dunkeln erreichen wir unseren Platz für die Nacht, wieder am Wasser gelegen, am Oppsjön in der Nähe von Gävle. Es liegt ein wenig Schnee und der See ist zum Teil zugefroren, wovon morgens allerdings einiges weggetaut ist.
Wir nehmen uns zwar vor nicht wieder so weit zu fahren, machen aber erst nach etwa 390 km am Hultsjön an der 331 Halt. Die tolle Aussicht auf den See und die Umgebung beeindrucken uns sehr. Hier liegt schon etwas mehr Schnee. Zu dieser Jahreszeit sind diese Orte nicht sehr besucht und so haben wir den Platz für uns.
In Tärnaby wollen wir gerade tanken, als wir von einem Mann angesprochen werden der gerne ein paar Bilder von uns und dem Bus machen möchte. Wir erzählen ein bisschen und er möchte uns unbedingt die örtliche Skianlage zeigen. Sie ist zwar etwas klein, aber der Lokalheld Ingemar Stenmark, der bereits einige Meistertitel gewonnen hat, trainiert hier regelmäßig. Wir genießen die tolle Aussicht und die kleinen Geschichten über den Ort und über ihn. Er empfiehlt uns jedoch weiter nach Hemavan zu fahren, weil dort doch etwas mehr los ist. Also schauen wir uns auch diesen Ort an und füllen unsere frischen Lebensmittel etwas auf. Wir fahren aber weiter und erreichen die Grenze nach Norwegen. Grenzkontrollen gab es hier keine. Die Straßen sind weitgehend geräumt und wir kommen gut voran.
Für die Nacht suchen wir uns einen Platz am Rande des Saltfjellet-Svartisen-Nationalparkes. Die Wege dorthin sind lediglich in Fahrzeugbreite befahrbar und so hoffen wir, dass uns keiner entgegenkommt. Am Straßenrand türmen sich die Schneemassen bis zu 2 Meter hoch. Eigentlich wollten wir bis zum Svartisvatnet einem kleinen See weiterfahren, aber die Straße dahin ist nicht geräumt und deshalb nicht befahrbar. Als wir später nochmal aus dem Fenster schauen, können wir es kaum glauben. Der Himmel hat sich leicht grün gefärbt und auf den Fotoaufnahmen lassen sich tatsächlich Polarlichter erahnen. Wir sind total aus dem Häuschen und schauen auch nachts ein paar Male aus dem Fenster, aber leider zieht es sich wieder zu.
Eigentlich wollen wir uns ein paar Höhlen in der Umgebung anschauen. Als wir dann aber an dem Ort ankommen sehen wir nur Schnee.
Also machen wir uns wieder auf den Weg gen Norden. Die Straßenverhältnisse werden immer winterlicher und wir überlegen am Arctic Circle Center die Schneeketten drauf zu machen. Aber bevor wir dort ankommen stehen wir im Stau, weil die Straße hier jeweils einseitig gesperrt ist. Nach einer Weile kommt ein Konvoi angeführt von einem Räumfahrzeug den Berg herunter. Dann sind wir dran. Wir fahren durch ein weißes Gebiet. An einigen Stellen kann man kaum den Himmel von der Straße unterscheiden. Das Arctic Circle Center können wir kurz sehen, aber anhalten können wir nun nicht und auch nicht die Schneeketten draufziehen. Nach etwa 15 Kilometern haben wir es geschafft und können an einer Tankstelle endlich loslegen. Da es das erste Mal für uns ist, dauert es etwas länger, aber es klappt recht gut. Wir drehen ein paar kleinere Proberunden und fahren dann weiter. Nach ein paar Kilometern schauen wir noch mal nach, ob alles fest genug sitzt. Wir sind gleich etwas beruhigter.
Wir biegen irgendwann von der E6 ab und fahren wunderschöne Passstraßen entlang. Spätestens hier hätten wir die Ketten gebraucht und an einigen Stellen ist Schneekettenpflicht. Trotzdem stehen hier immer wieder Häuser, die auch bewohnt zu sein scheinen.
In einem kleinen Dorf sehen wir dann tatsächlich einen Elch neben der Straße. Als wir anhalten um ein paar Bilder zu machen, sehen wir sogar noch einen zweiten. Wir sind die typischen Touristen und die vorbeifahrenden Autos grüßen uns sehr amüsiert. Wir merken gar nicht wie lange wir schon unterwegs sind und wollen uns für diese Nacht einen nach Norden ausgerichteten Schlafplatz suchen, weil wir weiter die Hoffnung auf Polarlichter haben. An einem See, schon in der Kommune Bodø, werden wir fündig.