Lofoten im Schnee – anstrengend und wunderschön zugleich
Unser nächstes Ziel ist Svolvær. Die Hauptstadt der Lofoten hat etwa 4.100 Einwohner. Hier gibt es ein großes Angebot an Galerien und Museen. Leider sind wir zu einer Zeit unterwegs in der die touristischen Angebote geschlossen sind. Deshalb wollen wir auch hier eine Wandertour auf einen Berg starten. Der Gipfel des Fløya liegt auf 590 Metern und der Weg dorthin führt an einer tollen Felsformation, der Svolværgeita (Svolvær-Ziege) vorbei.
Bevor wir allerdings die Wanderung starten, gehen wir in der Stadt shoppen. Wir haben uns nämlich vorgenommen mit Langlauf anzufangen und wollen uns ein Starterset Langlaufski zulegen. In Norwegen ist das sehr verbreitet und einige Wege sind für Fußgänger sogar gesperrt, damit dort die präparierten Pisten für die Langläufer nicht so zertreten werden. Wir finden tatsächlich einen Laden der offen ist. Schilder weisen darauf hin, dass Abstand gehalten werden soll und auch keine größeren Gruppen den Laden betreten dürfen. Wir werden nett begrüßt und auch umfassend beraten. Letztlich verlassen wir den Laden mit Ski, Schuhen und Stöckern unter dem Arm und freuen uns darauf etwas Neues auszuprobieren.
Und wieder finden wir einen tollen abgelegenen Parkplatz. Da wir nun insgesamt über 2.000 km gefahren sind, wollen wir mal eine kleine Inspektion machen und ölen die Scharniere und Schienen und fetten auch die Antriebe, Kreuzgelenke und hintere Blattfeder ab. Irgendwie vergeht die Zeit sehr schnell. Wir genießen den Sonnenschein und versuchen uns ein bisschen auf den Ski. Eigentlich wollten wir wieder eine Wanderung starten, aber das verschieben wir einfach auf den nächsten Tag. Wir kochen seit langem unser Abendessen mal wieder draußen. Als die Sonne dann untergeht und der Himmel gegen 23 Uhr endlich recht dunkel ist, können wir wieder Polarlichter sehen. Durch den Einfluss von Fremdlicht aus einem Dorf ganz in der Nähe, sind sie zwar nicht ganz so intensiv, aber nicht weniger schön. Wir gehen an den Strand und genießen das Schauspiel.
Um unsere Langlaufski zu testen fahren wir zurück nach Svolvær. Dort gibt es eine Strecke nur für diesen Zweck. Auf dem Parkplatz angekommen beobachten wir erstmal eine Gruppe von Eiskletterern, zu denen auch einige Kinder gehören. Wir schnallen uns schließlich die Ski unter und wollen eine kleine Runde drehen. Das ist gar nicht so leicht wie es immer aussieht. Vor allem wenn man das erste Mal auf Ski steht. Wir schlagen uns aber ganz gut und kommen nach etwa 2 Stunden wieder am Bus an. Uns wird noch eine andere Strecke empfohlen bei der ein bisschen mehr Abfahrt dabei ist. Somit steht der Plan für den nächsten Tag.
Schon früh morgens fährt die Pistenraupe die Strecke ab und wir wollen die frischen Spuren nutzen. Die Abfahrten werden dann wirklich aufregender und die Anstiege immer anstrengender. So langsam bekommen wir aber ein Gefühl dafür und fühlen uns schon recht sicher. Christopher ist immer wieder etwas abenteuerlustiger und testet neue Techniken, die er bei den an uns vorbeizischenden Profis gesehen hat. Trotzdem kommen wir aber beide ohne Verletzungen wieder bei Peppi an.
Kurz hinter Svolvær, etwa 5 km nördlich, fahren wir hinter einem Schneepflug hinterher. Als dieser bremst und wir das auch müssen, gibt die Schneedecke auf der Beifahrerseite nach und wir rutschen in einen Graben. Peppi steht etwas schräg und wir kommen auch nicht mehr alleine raus. Wir stellen schnell das Warndreieck auf und machen uns ein Bild von der Lage. Anscheinend wurde die Straße etwas zu weit rechts geschoben, weshalb wir etwa einen Meter neben der Straße gefahren sind. Durch das Bremsen konnte uns die Schneedecke nicht mehr tragen und wir sind in den Straßengraben gerutscht. Glücklicherweise liegt so viel Schnee, dass nichts weiter passiert ist. Eine Norwegerin erklärt uns wen wir anrufen sollen, hat aber leider die Telefonnummer nicht dabei. Ein Mann hält schließlich und ruft für uns ein Abschleppunternehmen in Svolvær an.
Wir freuen uns über die Hilfsbereitschaft so vieler Menschen. Als wir auf den Abschlepper warten, halten immer wieder Autos und bieten uns Hilfe an. Weil wir die Straßenverhältnisse und die tatsächliche Tiefe des Grabens nicht abschätzen können, warten wir auf Hilfe. Wir könnten ein Hebekissen unter das Fahrzeug legen und versuchen ihn so zu bergen, allerdings wollen wir nicht riskieren, dass Peppi noch weiter einsinkt bzw. sich schräger stellt. Nach etwa 45 Minuten ist er dann da, allerdings hat er wohl unser Gewicht unterschätzt. Er versucht uns erst rückwärts rauszuziehen, aber sobald er die Winde betätigt wird der Abschleppwagen an unser Fahrzeug herangezogen. Er probiert es mehrfach und versucht den Truck durch das Ausfahren von Stützen weiter zu fixieren. Er erklärt uns, dass wenn wir einen LKW-Abschlepper rufen das Ganze ziemlich teuer wird.
Letztlich kommt dann der Schneepflug zurück und hilft dabei die Straße zu räumen. Nach etwa 3 Stunden schaffen wir es raus. Wir sind sehr erleichtert, denn nur ein paar Kleinigkeiten sind verbogen und ein Scheinwerfer ist etwas eingerissen. Für die Aktion bezahlen wir 4.000 NOK, was umgerechnet etwa 350 Euro sind, für eine LKW-Bergung wäre es leicht das Vierfache geworden. Wir bedanken uns bei allen Helfenden und machen uns wieder auf den Weg.
Wir sind ziemlich kaputt von dieser ganzen Aufregung und halten an einem nicht genutzten Fähranleger in Forøysæter, um uns von diesem Erlebnis zu erholen.
Um unsere Vorräte vor Ostern noch ausreichend aufzufüllen, fahren wir nach Sortland. Uns wurde nämlich mitgeteilt, dass die Läden bereits ab Gründonnerstag bis Ostermontag geschlossen sind. Es ist wahnsinnig viel los und in den verschiedenen Einkaufszentren ist es verhältnismäßig voll. Nur durch einige Hinweisschilder wird man an die Situation erinnert. Die einkaufenden Leute halten meistens ausreichend Abstand, was hier bereits wie alltäglich wirkt. Nach der Shoppingtour suchen wir uns etwas außerhalb, einen Übernachtungsplatz. Auch hier gibt es einige Gebiete für Skilanglauf, allerdings ist es gerade zu warm. Der Platz ist recht nah am Wasser und als dann nachts die Flut kommt, ist es nicht mehr weit weg vom Bus. Für die nächsten Tage gibt es für diese Gegend eine Sturmflutwarnung, deshalb fahren wir weiter Richtung Andøya.
Wir bleiben anscheinend noch länger in Norwegen. Was wir dort erleben, erfahrt ihr im nächsten Artikel: „Auf Umwegen durch Nord-Norwegen“