Update vom 19. April 2023
Das war unsere letzte Woche:
Die Sache mit dem Boot in Dänemark hat uns noch ein bisschen geärgert und hat uns auch zweifeln lassen. Was machen wir jetzt? Wir haben keinen Liegeplatz und mit der Zeit wird es auch immer schwieriger etwas zu finden, weil die Saison nun startet. Überall werden die Boote ins Wasser gebracht und alles für den ersten Ausflug startklar gemacht. Deshalb wollen wir auch mal nach kleineren Booten, aber dann mit Liegeplatz schauen. Wir telefonieren wieder mit einigen Eignern, aber die Liegeplätze sind dann eher in der Region Stralsund oder wieder in der Flensburger Förde. Wir ziehen aber trotzdem erstmal zwei kleinere Boote in die engere Auswahl: eine Hallberg Rassy 312 und eine Triobatar Trio 96. Die Besichtigungen können allerdings erst in der nächsten Woche stattfinden.
Wir starten aber trotzdem schon mal damit ein bisschen Segelbekleidung anzuprobieren. Glücklicherweise gibt es in Lübeck einige größere Geschäfte, die auch teilweise oder ganz auf Segelausstattung spezialisiert sind. So können wir uns schon einmal einen Überblick verschaffen.
Außerdem sind wir viel mit den Vorbereitungen für die Prüfung am Freitag beschäftigt. Für das Funkzeugnis SRC (Short Range Certificate) müssen viele Abläufe gelernt werden und die übt man am besten, wenn man sie auch spricht. Zum Glück hat die Lübecker Segelschule angeboten, dass man einen Tag vor der Prüfung auch noch mal an den Funkgeräten üben kann. Das nehme ich natürlich wahr und kann mich so mit den anderen austauschen. Zum Glück sind alle nervös. Es hilft sehr, noch mal mit den anderen über die Abläufe zu reden und das Funkgerät zu bedienen, der Kurs ist ja auch schon wieder zwei Wochen her.
Um uns auch mal wieder auf andere Gedanken zu bringen, schreiben wir immer wieder Eigner an und hoffen auf die Möglichkeit eines Liegeplatzes. Ganz frisch wurde dann eine kleine Hallberg Rassy in Wismar angeboten und das mit Liegeplatz im Westhafen. Was für ein Zufall? Hört sich doch ganz gut an. Wir rufen den Eigner gleich mal an und machen für Samstag einen Besichtigungstermin aus. Es ist zwar schon etwas älter und gar nicht mal so groß, aber es würde für den Sommer reichen.
Am Tag der Prüfung steigt die Nervosität dann noch weiter. Ich gehe alle Fragen und alle Funksprüche durch und hoffe, dass ich nicht während der Prüfung alles durcheinanderbringe. Und dann mache ich mich schon auf den Weg zur Segelschule. Nur für die SRC-Prüfung sind 19 Leute angemeldet. Es kann sich also etwas ziehen. Die Prüfung läuft dann so ab:
Als erstes wir ein englischer Text vorgelesen, der aufgeschrieben und übersetzt werden muss. Außerdem muss ein Text vom Deutschen ins Englische übersetzt werden. Der zweite Abschnitt ist dann einer von 12 Fragebögen mit jeweils 24 Fragen, bei denen es um die allgemeinen Regeln im Funkverkehr auf See und die Vorgehensweisen geht. Diese beiden Sachen waren noch nicht so schlimm, aber dann kommt noch die praktische Prüfung. Zum Glück sind mehrere Prüfer vor Ort, denn bei mehr als 19 Prüflingen kann das dauern, auch wenn pro Prüfung nur 20 Minuten ausgeschöpft werden dürfen. Man hat für alles je zwei Versuche, aber wenn die Zeit rum ist, dann gilt der Rest als nicht bestanden.
Wir stehen alle draußen und warten bis wir an der Reihe sind. Wir erzählen gar nicht so viel über die Prüfung und versuchen alle unsere Nervosität in den Griff zu bekommen. Dann geht es plötzlich los:
Praktische Funkprüfung beginnt in der Regel damit, dass man der Prüfer*in den eigenen Namen für das Formular buchstabieren muss, natürlich nicht einfach „AND …“ sondern „Alfa November Delta Romeo Ecko Alfa“. Dann gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten von den Prüfungsabläufen her: Die eine beinhaltet die komplette Abwicklung einen Notverkehrs, d.h. einer „MAYDAY“-Meldung und einer Dringlichkeitsmeldung (wenn bspw. das Boot auf Grund gelaufen ist und Schlepperhilfe benötigt) oder im zweiten Fall einer Weiterleitung einer Notmeldung und eine Sicherheitsmeldung. Außerdem werden noch „sonstige Fähigkeiten“ geprüft, wie der Umgang mit dem Funkgerät oder der ordnungsgemäße Ablauf eines Kanalwechsels. Hier gibt es noch viele weitere Möglichkeiten und deshalb auch viel zu lernen.
Ich bekomme einen Notverkehr und eine Dringlichkeitsmeldung. Dazu werden mir verschiedene Fälle vorgelegt und ich muss selbst erkennen, was ich machen muss und die jeweiligen Funksprüche korrekt abgeben. Ich bin ziemlich nervös, aber eigentlich klappt es doch ganz gut? Als der Prüfer dann zu mir sagt: „Super gelernt“ ist die Prüfung vorbei und ich kann es erst gar nicht glauben: „BESTANDEN!!!“ Auch die anderen aus meinem Kurs schaffen es und wir freuen uns alle gemeinsam. Nun haben wir alle erforderlichen Scheine, damit es aufs Wasser gehen kann. Nur leider haben wir noch kein Boot.
Wir machen uns noch am Abend auf den Weg in Richtung Wismar. Für die Nacht suchen wir uns einen kleinen Rastplatz am Waldrand. Von hier aus können wir am Morgen direkt zum Westhafen zur Bootsbesichtigung fahren. Hier werden auch gerade einige Boote ins Wasser gebracht.
Wir treffen uns mit dem Eigner dort, wo wir auch schon die Karate33 ohne Motor angeschaut haben. Vom ersten Moment an fühlen wir uns wohl. Er ist gerade dabei noch ein paar Arbeiten am Boot vorzunehmen, sein Vater und seine beiden Kinder sind auch dort. Wir erzählen über das Boot und warum er es verkaufen möchte, was er damit schon gemacht hat und was vielleicht noch daran gemacht werden müsste.
Hier mal ein paar Daten zum Boot: Es ist tatsächlich eine Hallberg Rassy, eine MISIL 2. Von den Abmaßen her ist es nicht so groß: mit etwa 24 Fuß hat es eine Rumpflänge von 7,35 m und eine Breite von 2,30 m, der Tiefgang liegt bei 1,20 m. Und das Beste, hier hätten wir sogar einen Liegeplatz dazu. Auch wenn es so gar nicht das ist, was wir uns eigentlich vorgestellt haben, gefällt uns Wislon gleich und für den Anfang wäre es eine gute Möglichkeit, um erstmal ein paar Segelerfahrungen zu sammeln. Preislich liegt es auch im unteren Segment und so stürzen wir uns auch nicht gleich in Unkosten. Außerdem ist es immer noch günstiger, als zwei Monate ein Boot zu chartern. Wir schlagen also ein und machen für die nächste Woche noch mal einen Termin aus, um den Vertrag zu machen und schon gemeinsam das Antifouling aufzubringen. Der Termin für das Kranen wurde schon vereinbart und ist leider erst in der ersten Mai-Woche, aber wir können vorher schon ein bisschen was am Boot machen.
Irgendwie ist uns dann plötzlich klar, dass wir gerade ein Boot gekauft haben. So schnell kann es gehen 😊 Nun geht es darum, dass wir für Peppi auch noch einen Platz brauchen. Als erste Anlaufstelle fragen wir direkt beim Wohnmobilpark am Westhafen in Wismar an. Hier merken wir aber gleich, dass es wohl nichts wird. Er schreibt unsere Anfrage nur auf einen kleinen Zettel und sagt, dass sich dann nächste Woche jemand melden wird. Da wird sich wahrscheinlich niemand melden. Jetzt geht es also an die Suche nach einem Stellplatz für uns, möglichst in Wismar oder der unmittelbaren Umgebung.
Wir fahren zu einem Parkplatz an einem kleinen See und machen einen Spaziergang. Irgendwie ein komisches Gefühl: Wir haben ein Boot!
Für die nächste Woche steht dann also der Kaufvertrag und die Stellplatzsuche auf dem Plan. Es ist immer was los …
Wie es weitergeht, erfahrt ihr nächste Woche: „Update vom 26. April 2023“
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