Weiter nach Norden
– Tromsø & Hammerfest –
Tromsø ist mit fast 77.000 Einwohnern eine der größten Städte Norwegens. Hier gibt es eine Universität und auch das Klima- und Umweltforschungszentrum. Wir parken auf dem Platz vor dem Polarmuseum das leider geschlossen aber auch von außen interessant ist. Wir können hier ein altes Expeditionsschiff bewundern. Anscheinend werden die verschiedenen Polarexpeditionen ausgestellt. Der Parkplatz ist „mot Avgift“ (mit Gebühr), aber hier könnten wir auch über Nacht stehen. In der Innenstadt sind viele kleine Geschäfte und schöne Plätze zu finden. Bei dem tollen Wetter sind hier auch einige Leute unterwegs. Leider ist vieles geschlossen und so können wir alles nur oberflächlich bestaunen. Wir wären gerne in die fast nördlichste Brauerei der Welt gegangen, die sich hier in der Stadt befindet. Die Macks Ølbryggeri war zwar lange die nördlichste Brauerei, wurde aber erst von der Nordkap Mikrobryggeri und nach deren Schließung von der Brewey Immiaq in Grönland abgelöst. Leider sind der Verkaufsshop und die Bar der Mack Brauerei geschlossen, wir hätten bestimmt noch viel mehr darüber erfahren oder auch testen können.
Am Rathaus sehen wir das erste Mal einen Regenbogen an die Tür gemalt mit der Beschriftung „Alt Blir Bra“. Auch in einigen Schaufenstern der Geschäfte sehen wir dieses Bild. Übersetzt heißt es so viel wie „Alles wird gut“ und zusammen mit dem Regenbogen soll es für Trost und Ermutigung in dieser seltsamen Zeit stehen.
Weil wir nun schon fast 2 Monate unterwegs sind, halten wir bereits Ausschau nach einer Möglichkeit Wäsche zu waschen. Da die Campingplätze ihren Betrieb noch nicht aufgenommen haben, haben wir in den Städten nach einer Wäscherei gesucht. In Tromsø konnten wir leider nur die der Universität finden, die auch nur für die hier Studierenden zugänglich ist. Deshalb wird wohl weiterhin das Waschbecken als Waschmaschine dienen müssen.
In dem Gebiet um Tromsø gibt es einige Möglichkeiten zum Langlauf. Leider ist der Schnee aufgrund des Tauwetters sehr nass und wir entscheiden uns doch weiter zu fahren. Das nächste Ziel ist Hammerfest.
Wir starten einen neuen Versuch einen Teil der Strecke mit der Fähre zurückzulegen und fahren an den Fähranleger in Breivik, um von dort nach Svensby zu fahren. Laut Anzeigetafel fährt sie stündlich, aber als wir ankommen ist noch kein anderes Auto dort. Wir warten ab und die Reihe füllt sich langsam. Beim Rauffahren läuft alles sehr unkompliziert ab. Wir können direkt beim Einweiser mit Karte bezahlen. Für die Strecke sind es 296 NOK (27 EUR). Motiviert fahren wir weiter zum nächsten Anleger in Lyngseidet. Die Zeiten scheinen hier gut aufeinander abgestimmt zu sein, sodass man auch bei schlechteren Straßenverhältnissen die Fähre nach Olderdalen bekommt. Die Fahrt dauert etwas länger und wir zahlen dieses Mal 406 NOK (37 EUR), aber sparen einen großen Umweg. Nicht weit weg von der Hauptstraße finden wir dann auch einen ruhigen Rastplatz für die Nacht.
In Isnestoften kurz vor Alta fahren wir eine Straße entlang die nur in Fahrzeugbreite geschoben ist. Die Aussicht von einem etwas höher gelegenen Parkplatz ist wieder mal sehr schön.
In Alta machen wir auf einem Rastplatz am Stadtrand eine Pause. Die Stadt wirkt sehr gemütlich und dadurch, dass sie eher weitläufig ist auch gar nicht so groß. Während der Pause bekommen wir mal wieder eine Nachricht, dass sich die Reise- und Sicherheitsbestimmungen in einem unserer Zielländer geändert haben (über die App des Auswärtigen Amtes). Dieses Mal ist es Kasachstan. Aufgrund des Notstandes wird ausländischen Staatsangehörigen die Einreise verwehrt, so wie es gerade in vielen Ländern der Fall ist. Es wurde jedoch festgelegt, dass eine visumsfreie Einreise bis zum 1. November 2020 ausgesetzt wird. Das ist für uns eine folgenreiche Nachricht. Weil die russische Grenze vorerst bis 1. Mai und die mongolische Grenze bis auf Weiteres geschlossen ist, hatten wir uns schon fast damit abgefunden, dass wir es nicht mehr bis zum Baikalsee schaffen werden. Deshalb haben wir uns bereits mit einer Alternative zum Aralsee angefreundet. Aber auch das wird nun eher nichts. Nun werden wir uns wohl davon treiben lassen welche Grenzen für uns passierbar sind und unsere „große Reise“ muss noch etwas warten. Natürlich sind wir etwas geknickt, aber wir versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Also fahren wir die E06 weiter in Richtung Hammerfest. Etwa 30 km vorher finden wir wieder einen ruhigen Platz am Rande einer Seitenstraße und lassen diesen Tag gemütlich mit einem Bier der Mack-Brauerei ausklingen.
Bevor wir auf die Insel nach Hammerfest fahren, werden wir durch ein Schild darauf hingewiesen, dass hier ein „Rentierzuchtgebiet“ ist und freuen uns schon auf die Begegnungen. Am Hafen in Hammerfest gibt es einige Parkplätze und auch Wohnmobilstellplätze mit Stromanschluss. Allerdings wird hier gerade viel gebaut und durch die umliegenden Berge hallen die Baugeräusche laut zurück. Auf der Infotafel wird erklärt, dass es hier eine Grauwasserentsorgung, Trinkwasser, WiFi, Duschen und eine Wäscherei gibt. Also gehen wir direkt zur Tourist-Info, aber leider ist hier nur eine Notfallnummer angegeben. Wir erkunden ein bisschen die Stadt und schlendern durch die kleinen Einkaufsstraßen. Einige Cafés und Restaurants haben schon wieder geöffnet und sind gut besucht. Für die Nacht suchen wir uns dann aber einen ruhigeren Platz etwas außerhalb.
Wegen dem starken Wind bleiben wir hier sogar zwei Nächte und erzählen gelegentlich mit Snowmobil-Fahrern, die hier auch ihre Fahrzeuge abstellen. So ein Schneemobil wäre jetzt genau das Richtige, aber dafür haben wir nun wirklich keinen Platz.
Als das Wetter dann wieder etwas besser ist, fahren wir nach Forsøl zu einer kleinen Ausgrabungsstätte (Roald Henry Mortensen). Hier gibt es viele interessante Informationen, aber leider können wir von den Ruinen nicht viel erkennen, weil einfach zu viel Schnee liegt. Der wunderschöne Strand entschädigt uns dafür.
Wir fahren zurück nach Hammerfest und testen die dortige Langlaufstrecke. Leider ist sie nicht sehr abwechslungsreich, aber wir haben trotzdem unseren Spaß. Um Mitternacht starten wir dann noch mal, weil wir davon so beeindruckt sind, dass es noch immer so hell ist.
Weil wir nun noch länger als gedacht hierbleiben werden, wollen wir uns das typische Touristenziel das Nordkap anschauen. Auf dem Weg finden wir einen tollen Rastplatz direkt am Porsangerfjord. Mit einer Länge von etwa 123 km ist er der viertgrößte Fjord in ganz Norwegen. Am Strand entdecken wir unter dem Schnee einige beschriebene Steine mit Namen und Datum. Ansonsten machen wir so etwas zwar nicht, aber das ist so niedlich, dass wir schließlich auch einen Stein beschriften.
Als wir uns am Morgen auf den Weg zum Nordkap machen wollen, fahren wir uns fast fest, weil der Schnee auch auf dem Rastplatz doch sehr hoch zu sein scheint. Aber Peppi kann sich leicht wieder befreien.
In Honningsvåg entdecken wir ein Schild „Stengh Closed“ am Nordkap, aber die Schranken sind trotzdem geöffnet. Weil uns auch Fahrzeuge entgegenkommen, fahren wir weiter. Die Straßenverhältnisse werden hier wieder aufregender. Es liegt viel Schnee auf der Straße und die Schneemassen türmen sich daneben etwa 4 Meter hoch, wenn nicht sogar höher. Es ist sehr beeindruckend, aber der Schneeüberhang an einigen Stellen beunruhigt uns auch. Wir überlegen schon, ob wir nicht doch die Schneeketten aufziehen sollen. Etwa 15 km vor dem Nordkap ist jedoch eine Schranke geschlossen. Auf dem Hinweisschild steht zwar, dass täglich um 11 und 12 Uhr ein Konvoi fährt, aber der Weg sieht nicht so aus als wenn er in den letzten Tagen genutzt wurde. Außerdem ist es gerade 14 Uhr und wir müssten hier bis zum nächsten Tag warten. Deshalb machen wir uns auf den Rückweg zu unserem Rastplatz am Porsangerfjord.
Mittlerweile bleibt es durchgehend hell und so merken wir gar nicht wie die Zeit vergeht. Der Blick auf den Fjord ist einfach wunderschön und wir schauen immer wieder lange aus den Fenstern. Plötzlich bewegt sich da etwas an der Wasseroberfläche. Zuerst denken wir, dass es ein Kormoran ist der zur Futtersuche untertaucht, aber dann sehen wir, dass es Meeressäuger (Grindwale) sein müssen. An verschiedenen Stellen tauchen die beiden immer wieder auf und wir können ab und zu das Schnaufen aus dem Atemloch hören. Natürlich ist es schwierig in einem solchen Moment Bilder zu machen, aber wir genießen diesen tollen Moment. Nach etwa einer Stunde sind sie dann leider weg.
Als nächstes Ziel haben wir uns den nördlichsten Leuchtturm auf dem europäischen Festland rausgesucht. Freunde von uns musste in der Nähe von Mehamn einen ganzen Sommer wegen einem Getriebeschaden verbringen und haben es uns empfohlen. Weil wir nicht mehr als 200 km am Stück fahren wollen, brauchen ein paar Tage bis dorthin und suchen uns unterwegs ein paar ruhige Orte.
Ein Platz für die Nacht ist an einer Bootslipanlage, von dem wir wieder einen grandiosen Blick aufs Wasser haben. Wir gehen am Strand spazieren und entdecken so einige angeschwemmte Dinge. Neben riesigen Krabbenpanzern auch Knochen und Geweihe von Rentieren. Am Abend genießen wir den Sonnenuntergang und die Ruhe, die nur ab und zu von schnatternden Gänsen unterbrochen wird.
Kurz hinter Lebesby kommen wir zu einem Parkplatz von dem aus ein paar Wanderungen starten. Wir versuchen einen der Wege zu finden, drehen aber nach kurzer Zeit um, weil noch zu viele Schneefelder zwischen den Felsen sind. Wir geben aber nicht auf und wollen es mit einer anderen Route probieren. Leider finden wir auch hier keine Markierungen und versuchen es mit Hilfe der NavigationsApp. Irgendwann entdecken wir kleine blaue Holzschilder, die den richtigen Weg markieren. Wir folgen ihnen und versinken mehrmals bis zur Hüfte im Schnee, aber letztendlich finden wir zurück.
Die Zeit vergeht schnell. Es ist schon Anfang Mai und wir fahren weiter nach Osten, bis an den östlichsten Punkt: „Von Norden nach Osten – unterwegs in der Finnmark“