Wir entdecken Bulgarien
Entspannung am See – wir bleiben wohl nicht nur eine Nacht
Unser erster Halt ist am Rabisha-See (Рабишко езеро), der zwischen den Orten Rabisha und Tolovitsa liegt. Es sind nur einige Fischer am See. Später erfahren wir, warum sie auch die ganze Nacht bleiben, denn hier soll es Fische geben, die bis zu 300 Kilogramm schwer werden. Auf der Karte haben wir gesehen, dass es hier auch einiges zu erkunden gibt, wie beispielsweise Magura-Höhle, eine der größten Höhlen Bulgariens.
Am Morgen ist das Wetter nicht mehr ganz so gut und später zieht sogar noch ein Gewitter durch. Wir entscheiden uns aber dazu noch eine Nacht zu bleiben. Nach den vielen Tagen an denen wir nur gefahren sind, ist das sehr entspannend. Wir wollen uns aber in den nächsten Tagen ein bisschen was in der Gegend anschauen. Hier gibt es nämlich noch viel mehr zu entdecken.
Nach zwei ruhigen Nächten und einem schönen Tag wollen wir uns auf den Weg in Richtung Montana machen. Vorher müssen wir aber noch einen Routenpass buchen, denn für Fahrzeuge über 3,5 t besteht hier die Pflicht dazu. Weil wir in Serbien bereits den ersten Routenpass buchen mussten, wissen wir so langsam wie es funktioniert. Leider kann man nicht einfach die Route verschieben, man muss richtige Zwischenstopps eingeben. Und das ist gar nicht so einfach, weil die Bezeichnungen der Orte sich von unserem Kartenmaterial unterscheiden und dann sind größere Orte noch in Bezirke eingeteilt. Dieses Mal haben wir dann das Problem, dass wir für die Strecke bis an den See kurz vor Montana keinen Pass buchen können, weil die Straßen anscheinend nicht mautpflichtig sind. Zur Sicherheit machen wir von allem Screenshots.
Wir machen uns auf den Weg und treffen gleich auf ein Fahrzeug, das anscheinend Probleme hat. Einige junge Männer stehen drumherum und schauen unter die Motorhaube. Natürlich stoppen wir uns fragen, ob wir irgendwie helfen können, aber sie zeigen uns, dass sie klarkommen. Also fahren wir weiter. Der Weg zur Straße ist recht holperig und wir werden ganz schön durchgeschaukelt. Kurz hinter einer größeren Pfütze hören wir ein lautes Geräusch aus dem Koffer und wir wissen sofort was passiert ist. Der Kühlschrank ist aufgegangen.
Wir halten sofort an und erwarten ein riesiges Chaos. Glücklicherweise ist aber doch nur eine Flasche Bier aufgegangen. Das sorgt für einen nassen Teppich, aber wir sind froh, dass der Rest in Ordnung zu sein scheint. Nachdem wir alles wieder eingeräumt haben, müssen wir überlegen, wie wir den Kühlschrank wieder verschließen. Weil wir uns gerade vor Kurzem einen neuen einbauen mussten, haben wir noch keinen entsprechenden Offroad-Schutz. Wir finden aber noch einen zweiten Klebeverschluss und so ist er erstmal wieder gesichert. Für die nächsten richtigen Offroad-Abenteuer brauchen wir aber auf jeden Fall etwas mehr.
Sightseeing in Bulgarien – immer diese Parkgebühren
Eigentlich wollten wir uns eine der größten Höhlen in Bulgarien anschauen, die Magura-Höhle (Пещера Магура). Wir haben aber gelesen, dass man nur noch mit einer geführten Tour in die Höhle kommt, weil in der Vergangenheit leider viel zerstört wurde. Die Tour wird zurzeit allerdings nur auf Bulgarisch angeboten, weshalb wir uns dagegen entscheiden. Im Nachhinein betrachtet hätten wir es aber doch machen sollen, denn wir haben von anderen Reisenden unglaubliche Berichte gehört.
Das nächste Ziel auf unserer Liste ist das Belogradchik Fortress (Белоградчишка Крепост). Diese Festung ist eine der am besten erhaltenen Festungen Bulgariens und ein bedeutendes Kulturdenkmal. Um zum Parkplatz zu kommen, müssen wir durch einige schmale Straßen im Ort fahren und dann steht auch noch kurz vorher ein Schild mit einem Durchfahrtsverbot für 3,5 t. Also bleiben wir ganz vorschriftsmäßig auf einem Parkplatz weiter unten stehen. Von oben winkt uns allerdings ein Mann zu und zeigt uns, dass wir doch hochfahren können. Wir bleiben aber doch dort stehen und gehen das letzte Stück hoch, um uns ein Bild von dem Parkplatz zu machen. Hier gibt es eine Touristen-Information und zahlreiche Stände mit Souvenirs.
Der Mann, der uns zugerufen hat, ist anscheinend der Parkeinweiser und kommt auch direkt auf uns zu. Er will uns abkassieren und deutet auf ein Schild mit den Parkgebühren. Leider haben wir noch gar kein Bargeld dabei und dann sagt er uns auch noch, dass wir als Bus berechnet werden, weil wir so lang sind. Wir stehen aber auf einem kleinen Parkplatz und finden das etwas unfair. Als wir ihm versuchen zu sagen, dass wir kein Bargeld haben, murmelt er nur irgendwas und gestikuliert. Wir fahren also lieber weiter. Die Eintrittspreise für die Festung kennen wir leider nicht, so weit sind wir gar nicht erst gekommen. Im Nachhinein haben wir auf unserer Karte auch gesehen, dass an der Festung eigentlich irgendwo ein Geldautomat sein müsste, aber da waren wir dann schon weg.
Als Ziel für heute haben wir den Ogosta-Stausee bei Montana. Einen Routenpass konnten wir ja nicht buchen, aber dann kommen wir auf unserem Weg doch an einer Mauterfassung vorbei. Haben wir da was falsch gemacht? Wir markieren uns die Stelle auf der Karte, um das später noch mal zu prüfen. Auf dem weiteren Weg stellen wir aber fest, dass es in Bulgarien zwei Arten von Mautstraßen gibt. Zum einen zeigt die Beschilderung die Pflicht für eine Vignette nur für Fahrzeuge bis 3,5 t und ein anderes Schild mit Zusatz „Toll“ für Fahrzeuge über 3,5 t. Das Ganze haben wir aber ausführlicher in unserem Artikel „Die Grenzübertritte auf unserem Weg in die Türkei“ beschrieben.
Der Ogosta-Stausee (Язовир Огоста) bzw. das Ogosta-Reservoir ist mit einer Fläche von fast 24 km² der zweitgrößte See Bulgariens. Der Name kommt vom gleichnamigen Fluss, der aufgestaut wurde. Der Abfluss des Sees liegt vor Montana, wo die Ogosta in Richtung Norden zur Donau fließt. Weil es hier auch viele Fische gibt, sind auch hier viele Angler. An einigen Stellen erinnert es eher an einen wilden Campingplatz, denn einige Wohnwagen scheinen hier länger zu stehen. Die Vorzelte sind teilweise fest verbaut und kleine Vorgärten eingerichtet. Trotzdem finden wir aber einen schönen Platz direkt am Wasser und gehen erstmal baden. Das Wasser ist sehr angenehm. Wir beschließen dann auch unseren Teppich mit ins Wasser zu nehmen. Das verschüttete Bier lockt nämlich immer mehr Fliegen an.
In der Nacht wird es ein bisschen windiger, doch am Morgen ist es wieder windstill. Es wäre allerdings eine tolle Kulisse zum Kiten gewesen. Wir buchen den Routenpass zu unserem heutigen Ziel, zum „Eye of God“. Dieses Mal stürzt die Seite nur ein mal ab und wir können ohne weitere Probleme buchen. Nach Montana ist es nicht mehr weit. Unser erster Stopp ist der Yettel. Store. Auf der Internetseite haben wir im Vorfeld gelesen, dass wir hier 50 GB für 35 Lew (17,90 Euro) bekommen können. Die Kommunikation ist hier etwas schwierig, aber uns wird erklärt, dass lediglich 6 GB oder 30 GB möglich sind. Für die 30 GB bezahlen wir schließlich 25 Lew (12,80 Euro). In unserem Artikel „Mobiles Internet in Europa“ findet ihr noch mehr Informationen zum Thema.
Unglaubliche Höhlen – unterwegs im Geopark Iskar-Panega
Nachdem wir dann auch noch in einem Supermarkt waren, machen wir uns auf den Weg zu unserem Ziel. Wir fahren 100 km und kommen durch zahlreiche kleine Orte bis wir auf dem Parkplatz am „Eye of God“ ankommen. Die Straßen in Bulgarien sind nicht die besten. Auch wenn es Mautstraßen sind, gibt es keine Garantie, dass nicht doch tiefe Löcher und Auswaschungen vorhanden sein können.
Die Höhle Prohodna (Проходна) befindet sich in der Iskar-Schlucht. Hier gibt es den Geologischen Parks Iskar-Panega. Die Prohodna ist 262 Meter lang und damit der längste Höhlengang Bulgariens. Die Höhle hat zwei Eingänge, die sich gegenüberliegen. Der kleine Eingang ist 35 Meter hoch und der große Eingang etwa 45 Meter. In der Höhle gibt es Spuren prähistorischer Besiedlung, die bezeugen, dass Menschen während des Neolithikums und Chalkolithikums hier lebten. Das Besondere an der Höhle sind aber vor allem die beiden gleich großen Löcher in der Decke der mittleren Kammer. Die Löcher, die durch Erosion entstanden sind, lassen Licht in die Höhle und werden als „Eye of God“ bezeichnet.
Wir haben aufgrund dieser Beschreibung schon damit gerechnet, dass es beeindruckend ist. Aber es dann doch ganz anders, wenn man davor steht. Diese Höhle ist wirklich riesig und man fühlt sich gleich ganz klein. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus und als wir dann auch noch sehen, dass hier präparierte Kletterrouten sind, steht der Plan für morgen.
Vor dem Eingang der Höhle stehen einige Stände mit Souvenirs und auch ein Obsthändler. Wir entscheiden uns für eine Honigmelone und ein paar Pfirsiche. Der Händler gibt uns aber noch ein paar Birnen dazu. Weil aber alles schon sehr reif ist, müssen wir es schnell verarbeiten.
Als wir mit unserer Drohne wiederkommen, sind wir auch wieder fasziniert von der Größe der Höhle. Wir sind anfangs noch ganz allein. Als wir gerade auf einem erhöhten Punkt unter den Augen stehen, kommen noch zwei Leute dazu. Sie erzählt uns, dass hier viele Menschen zum Singen herkommen, weil die Akustik unglaublich ist. Sie stellt sich dort hin wo wir gerade noch standen und beginnt zu singen. Schließlich stimmt auch noch ein Instrument mit ein und unsere Gänsehaut will gar nicht mehr weggehen. Einen kleinen Ausschnitt dieses Konzertes haben wir in unserer Video eingebaut.
Eigentlich hatten wir den Plan, den Mond durch eines der Augen zu fotografieren, aber leider zieht sich der Himmel zum Abend hin zu. Die Nacht ist hier sehr ruhig, nur ein paar Hunde nutzen die Akustik in der Höhle.
Als wir unsere Klettersachen zusammengepackt haben und uns auf den Weg zu Höhle machen, sehen wir wie eine Magirus Feuerwehr auf den Parkplatz fährt. Anfangs vermuten wir noch, dass es auch ein Camper ist, aber der Aufbau ist noch der einer Feuerwehr. Das Fahrzeug bleibt dann direkt vor dem Eingang der Höhle stehen und wir bemerken einen Schlauch, der in die Höhle gelegt wurde. Wir sind uns nicht sicher, ob Wasser raus oder reingepumpt wird. Leider verstehen wir auch nicht, was hier alle erzählen. Aber zum Glück hält uns niemand zurück. Es scheint also nicht zu brennen. Wir sind jetzt trotzdem neugierig und wollen dem Ganzen auf den Grund gehen. Wir folgen dem Schlauch durch die Höhle. An einigen Stellen ist er undicht und es entstehen überall Pfützen. Hinter der großen Kammer führt der Schlauch dann schließlich in eine kleinere Höhle. Christopher schaut nach und ihm wird erzählt, dass die Wasservorräte hier aufgefüllt werden. Die kleine Höhle ist sehr gemütlich eingerichtet.
Wir sind etwas beruhigt und suchen uns eine Kletterroute unter einem Auge aus. Es ist nicht eindeutig beschriftet und auch auf den Topos können wir nicht genau erkennen, welchen Schwierigkeitsgrad die Route hat. Christopher klettert als erstes und kommt nach dem ersten Teil nicht weiter. Sein Ziel war es eigentlich durch das Auge nach draußen zu klettern, aber diese Routen liegen ab dem Bereich einer 8 (schon ganz schön schwer). Wir können uns auch gar nicht richtig konzentrieren, weil hier so viel los ist. Immer wieder bleiben Leute stehen, reden mit und oder singen. Es macht trotzdem viel Spaß und wir finden noch einige einfachere Routen.
Als wir gerade eine Pause machen, kommt eine Frau auf uns zu und fragt uns, ob wir aus der Gegend sind. Sie erzählt, dass sie hier einen Film drehen wollen uns deshalb ein bisschen was in der Höhle „dekorieren“, also das Set aufbauen. Auch deshalb ist die kleinere Höhle eingerichtet. Nun klären sich einige Unklarheiten für uns. Sie wollen einen Film über Hexen drehen. Dabei betont sie, dass es gute Hexen sind. Aber aus diesem Grund muss ein Jesus-Bild an der Wand gegenüber der Löcher abgedeckt werden. Die Kletterer, die das eigentlich machen wollten, sind leider ausgefallen, weshalb sie nun uns fragt. Wir schauen uns die Wand an, aber leider finden wir dort keine guten Routen und weil das Bild auch ca. 1,5 Meter groß ist, ist es eher schwierig einen Styroporstein in dieser Größe dort zu befestigen. Mit einer ausreichend hohen Leiter wäre es bestimmt sicherer.
Funfact: Die Höhle selbst wurde bekannt durch den Film „Time of Violence“ aus dem Jahr 1988. So ziemlich am Ende des Filmes sind die „Augen Gottes“ dann ebenfalls zu sehen. Wer sich das gerne anschauen möchte, kann den Film bei YouTube finden (in 2 Teilen).
Nach unserer Klettersession wollen wir uns noch den restlichen Geopark etwas genauer anschauen. Hier gibt es nämlich noch weitere Höhlen. Auf den Drohnenaufnahmen haben wir schon weitere Löcher gesehen und wir sind gespannt was uns erwartet. In die erste Höhle können wir nur von oben reinschauen. Man könnte sich hier von oben abseilen und dann in die Höhle gehen, aber es ist auch so schon sehr schön anzuschauen. Eine weitere Höhle ist dann wieder begehbar. Einige Stufen führen hinab, die sehr rutschig sind. In der Höhle selbst gibt es verschiedene Kammern und einige Steine sind bemalt. Anscheinend schaffen es die Sonnenstrahlen zu einigen Zeiten weit in die Höhle. So fast ohne Licht ist es aber etwas gruselig.
Die ganze Gegend ist eine absolute Empfehlung. Bei einem Besuch in Bulgarien, sollte man das nicht verpassen.
Das Iskar- Reservoir – der größte Stausee in Bulgarien
Am Morgen, als wir gerade noch beim Arbeiten sind, kommt ein Mitarbeiter der Film-Crew zu uns und fragt, ob wir uns woanders hinstellen wollen. Wir sind in dem Moment als er zu uns kommt so überrascht, dass Christopher ganz vergisst den Schlüssel aus der Tür zu ziehen und er deshalb abbricht. Zum Glück haben wir noch einen weiteren Schlüssel. Jetzt brauchen wir aber unbedingt einen neuen Ersatzschlüssel. Weil wir sowieso weiter wollen, packen wir alles zusammen und machen uns auf den Weg. Vor der Höhle sind einige Kamerawagen und viele Menschen unterwegs. Leider haben wir noch nicht rausbekommen, wie der Film heißen wird.
Wir fahren weiter zum Iskar Reservoir (язовир „Искър“), der größte Stausee Bulgariens. Er liegt am Fluss Iskar und versorgt die Hauptstadt Sofia zu 2/3 mit Wasser und wird auch zur Erzeugung von Strom aus Wasserkraft genutzt. Der See liegt 820 Meter über dem Meeresspiegel. Hier gibt es auch einige Möglichkeiten Wassersport zu betreiben und sogar Campingplätze. Diese scheinen aber schon geschlossen zu sein und noch müssen wir auch nicht wieder Wäsche waschen. Entlang des Ufers stehen viele Wohnwagen mit eingezäunten Parzellen. Als wir den Weg weiter durch fahren, stehen wir dann auch plötzlich vor einem Tor und kommen nicht weiter. Es ist gar nicht so leicht zu wenden. Also stellen wir uns doch lieber weiter vorne auf die Wiese. Hier sind nur einige Angler.
Vom Stausee fahren wir weiter zu einem Platz am Fluss in Ljubimez (Любимец). Wir stehen zwar nicht weit weg von der Autobahn, aber durch das Rauschen des Flusses, hört man diese gar nicht. Wir verbringen hier eine letzte ruhige Nacht in Bulgarien.
Am Morgen buchen wir das letzte Mal einen Routenpass und machen uns auf den Weg zur Grenze. Wir sind schon sehr gespannt, was uns in der Türkei erwartet. Mehr dazu könnt ihr in unserem nächsten Artikel „Wir verlassen den europäischen Kontinent – angekommen in der Türkei“ erfahren.