Unterwegs in Kachetien – die Wiege des Weins liegt in Georgien

Schon nach kurzer Zeit haben wir bereits viel gesehen. Wir sind auf der historischen Heerstraße nach Stepanzminda gefahren, haben uns die Gergetier Dreifaltigkeitskirche angeschaut und einen Abstecher nach Juta gemacht. Von dort sind wir nach Schatili gefahren, ein kleines Hochlanddorf, in das man über den Datvisjvari Pass gelangt.

Hier findet ihr den ausführlichen Bericht: „Vom Kasbek nach Schatili – wir erkunden den Großen Kaukasus“

Bevor wir eingeschneit werden – zurück ins Tal

Wir packen also alles zusammen und fahren los. Durch den Regen ist alles etwas matschig und an den steilen Passagen auch rutschig. Wir kommen ganz gut voran und können auch die tolle Aussicht auf die umliegenden Berge genießen. Kurz bevor wir die Passstraße hochfahren, sehen wir schon, dass auf einigen Bergkämmen Schnee gefallen ist. Wir sind gespannt, ob wir auf der Passhöhe einen Schneeengel machen können. Die gesamte Fahrt von Schatili bis zu unserem Stellplatz am Fluss haben wir auch gefilmt. Wer also Interesse hat, kann hier gerne mal reinschauen.

Als wir dann aber die Passstraße weiter hinauffahren, sehen wir, dass der Schnee erst weiter oben liegt. Eigentlich sind wir auf froh darüber, denn nun geht es von einer Höhe von über 2.700 Metern wieder runter. Wir fahren gerade in den Kehren sehr vorsichtig. Wenn wir hier nämlich ins Rutschen kommen, kann es schnell weiter in Richtung Abhang gehen. Nach den steilsten Passagen kommen wir in die Nähe eines Ortes. Hier ist wohl gerade erst etwas abgerutscht, weil ein Bagger und ein LKW den Weg wieder frei machen. Wir müssen ein bisschen warten, aber kommen dann gut an den Fahrzeugen vorbei. Es war wohl auch die richtige Entscheidung wieder zurückzufahren.

Beim Fahren hören wir dann ein klirrendes Geräusch. Es hört sich an, als wenn Glas bricht. Was ist nun kaputt? Wir hoffen, dass uns nicht ein Stein auf die Solarpaneele gefallen ist. Trotzdem fahren wir erstmal weiter, um aus der „Gefahrenzone“ zu sein. Weil wir diese Strecke schon gefahren sind, wissen wir, dass noch einige kritische Stellen vor uns liegen. Diese wollen wir lieber erstmal passieren, bevor dort auch noch etwas abrutscht und wir nicht weiterkommen.

Glücklicherweise ist dem aber nicht so und wir kommen gut durch. Wir fahren wieder zu dem Platz am Fluss und untersuchen dann das Fahrzeug. Erstmal sieht alles gut aus. Scheiben sind heile und auch die Solarpaneele haben keinen weiteren Kratzer bekommen. Dann sehen wir es aber doch. Ein Glas von einem Scheinwerfer auf der Beifahrerseite fehlt, mal wieder. Das wird wohl das Geräusch gewesen sein.

Später kommt dann auch das Fahrzeug wieder uns fährt durch den Fluss. Weil es noch nicht dunkel ist, können wir nun erkennen, dass es ein Ural ist. So ist es aber irgendwie ganz unspektakulär.

Später kommt dann auch das Fahrzeug wieder uns fährt durch den Fluss. Weil es noch nicht dunkel ist, können wir nun erkennen, dass es ein Ural ist. So ist es aber irgendwie ganz unspektakulär.

kleine Furt bei Tianeti

kleine Furt bei Tianeti

Stellplatz Tianeti

Stellplatz Tianeti

Weil wir in den Osten Georgiens wollen, fahren wir weiter bis nach Tianeti, ein recht kleiner Ort. Hier können wir endlich wieder Brot kaufen. Das erste Brot haben wir in Gudauri bei einem Bäcker gekauft. Ganz frisch aus dem Ofen. Eigentlich wollten wir es bis zum nächsten Morgen aufheben, aber es hat nicht einmal die Abfahrt ins Tal geschafft.

Die Zubereitung des Brotes ist hier etwas Besonderes. Auch die Form ist anders als in anderen Ländern und Regionen.

Georgisches Brot – mit Schwung und Hitze

In Georgien spielen Brot und Teigwaren im Allgemeinen eine große Rolle. Die Georgier betrachteten Brot als Symbol für die Stärke in Bezug auf das Leben, die Familie und das Land. Außerdem ist das Land eines der ältesten Länder für Weizenanbau und Brotbacken.

Der Backofen für das georgische Brot ist ein dickwandiges Tongefäß und zu zwei Dritteln in der Erde vergraben. Im Inneren werden Holzscheite angezündet. Die Hitze speichert sich so in der Wand. Der Bäcker beugt sich tief in den Hohlraum und schleudert den Teig mit exaktem Schwung an die Innenwand, wo das Brot gebacken wird. Beim Ausformen des Brotes werden zwei Löcher mittig in den Teig gestochen, an denen später das fertig gebackene Brot mit einem Haken aus dem Ofen geholt wird. Das ist die landestypische Art des Backens von Tonis Puri, dem typischen Fladenbrot.

Von diesem Brot konnten wir nicht genug bekommen und haben häufig eines der noch warmen Brote sofort gegessen und ein weiteres für später gekauft.

Spendiere uns ein Brot

In Tianeti gibt es mehrere Supermärkte und auch einen tollen Bäcker. Ich kaufe gleich 2 Brote und mal wieder wird eines direkt gegessen. Wir suchen uns einen Platz am Ortsrand, mit Blick auf eine Kirche und den Ort. Es ist sehr ruhig und wir haben hier mal wieder überragend schnelles Internet. Mehr Informationen zum Thema Internet im Ausland findet ihr unter „Mobiles Internet in Europa“.

Gudauri - Brot

Gudauri - Brot

Bevor wir uns von dem Ort verabschieden, kaufen wir auch noch mal ein paar Brote. Der Bäcker erkennt mich auf wieder und freut sich, dass es uns so gut schmeckt. Der Preis ist unschlagbar: 1,20 GEL für ein Brot, das sind umgerechnet etwa 0,40 Euro.

Gudauri - Brot kaufen

Gudauri - Brot kaufen

Alles kommt mal wieder anders – Weinverkostung in Kachetien

Wir wollen zu einem kleinen See, gar nicht weit weg von Tianeti und fahren anfangs noch auf einer asphaltierten Straße. Nach ein paar Kilometern müssen wir aber abbiegen und fahren wieder auf einem unbefestigten Weg. Der ist aber noch gut fahrbar. Dann wird es allerdings immer schmaler und die Bäume hängen immer tiefer. Es gibt mehrere Durchfahrten, aber keine scheint für uns zu passen. Als wir dann den Weg etwas weiter gehen, sehen wir auch, dass dieser zu einem Trampelpfand wird und wir hier definitiv nicht weiterkommen. Also fahren wir zurück auf die Hauptstraße. Weil es einen Umweg von 40 Kilometern bedeuten würde, fahren wir dann doch weiter in Richtung Osten.

Weil wir schon im Vorfeld viel von dem georgischen Wein gehört haben, entscheiden wir uns dazu ein Weingut zu besuchen, um dort eine Weinverkostung zu machen. Im Internet werden wir schnell fündig, denn in Kachetien gibt es viele Weingüter.

schmaler Weg bei Tianeti

schmaler Weg bei Tianeti

Aber als erstes legen wir einen Stopp an einer kleinen Kirche ein, die von Ruinen umgeben ist. Allerdings stehen wir auch hier wieder in einer Sackgasse, denn irgendwann stehen wir vor einer Menge Baumaterial. Die Straße wird anscheinend ausgebaut, damit alle Fahrzeuge hier fahren können. Deshalb gehen wir das letzte Stück zu Fuß. Die Kulisse und die Farbe der Dachziegel ist wunderschön und wir wandern eine ganze Weile hier herum.

Kwetera Sackgasse

Kwetera Sackgasse

Kwetera (კვეტერას ციხე-ქალაქის ეკლესია) ist eine auf einem Berg errichtete Burg in der Region Kachetien und liegt am rechten Ufer des Flusses Ilto. Sie diente als Wehranlage und in der Mitte befindet sich eine Kirche. Außerhalb im unteren Teil der Burg befindet sich noch eine zweite Kirche. Die Hauptsehenswürdigkeit ist aber die kleine Kirche in der Mitte mit der wunderschönen Kuppel. Historikern ist noch nicht ganz klar, ob diese seit dem 11. Jahrhundert oder bereits im 8. Jahrhundert existierte.

Kwetera von oben

Kwetera von oben

Kwetera Kirche

Kwetera Kirche

Kwetera Kirche innen

Kwetera Kirche innen

Kwetera Ruine

Kwetera Ruine

Für eine Weinverkostung haben wir erstmal ein größeres Weingut angepeilt. Als wir dort allerdings auf den Parkplatz fahren, sehen wir, dass dort auch ein Museum (Shumi Georgian Wine Museum) ist und ein Sicherheitsdienst am Eingang steht. Irgendwie sind wir aber gar nicht in der Stimmung für viele Menschen und eine Besichtigungstour.

Deshalb schauen wir nochmal auf die Karte und finden schließlich ein kleines, familiengeführtes Weingut nur ein paar Kilometer weiter. Hier gibt es auch die Möglichkeit zu campen. Also fahren wir zu Ibero Winery.

Wir fahren durch eine kleine Allee von Bäumen und biegen schließlich auf ein schönes Grundstück ab. Die Begrüßung ist sehr freundlich, aber leider spricht er nur Georgisch und Russisch. Deshalb ruft der Winzer gleich seine Tochter an, die für uns übersetzt. Für die Weinverkostung inklusive einer Führung soll es 35 GEL kosten (12,00 Euro) und Camping ist dann auch schon drin. Das hört sich toll für uns an. Eine ganz private Führung, direkt mit dem Winzer. Wir stellen das Fahrzeug schon mal gerade hin und fangen dann gleich an. Der Winzer führt uns durch die ganze Anlage und zeigt uns jeden einzelnen Arbeitsschritt. Auf einem Zettel hat er einige Informationen notiert, die dort in Englische übersetzt sind. So kann er uns diese im passenden Moment vorlesen. Als er dann merkt, dass bei mir ein paar Russisch-Kenntnisse vorhanden sind, freut er sich und versucht es auch in ganz einfachen Worten zu erklären, wenn es nicht auf seinem Zettel steht. Wir haben sehr viel Spaß.

Ibero Winery

Ibero Winery

Georgischer Wein: Georgien versteht sich als Wiege des Weins, da hier schon seit über 8.000 Jahren Wein angebaut wird. Die in der Nähe von Tbilisi gefunden Gefäßscherben bestätigen dies. Typisch ist hier die Gärung in Tongefäßen, die in die Erde eingelassen werden, die sogenannten Kwewris. Weltweit soll es um die 4.000 Rebsorten geben und mindestens ein Viertel davon wird seit Jahrtausenden in Georgien, besonders im ostgeorgischen Kachetien, angebaut.

Seit 2013 gehört die Herstellung des georgischen Weins zum UNESCO-Kulturerbe, weil sie die weltweit älteste Methode der Weinherstellung ist und heute in den kleineren Betrieben noch immer angewandt wird: Die Weintrauben kommen in einen Bottich und werden gestampft. Dieser Traubensaft kommt noch mit den zerstampften Trauben in das Kwewri, wird anschließend verschlossen und ruht dann monatelang bei konstanten Temperaturen. Dabei werden keine weiteren Zusätze verwendet. Diese ausgewöhnliche Weinherstellung wirkt sich natürlich auf den Geschmack des Weines aus, der sich stark von den westeuropäischen Produkten unterscheidet. Auch die Farbe ist außergewöhnlich, denn der weiße Wein hat eine orange Farbe.

Anleitung Weinherstellung - Ibero Winery

Anleitung Weinherstellung - Ibero Winery

Als es dann endlich an die Verkostung geht, setzen wir uns auf die Terrasse und haben einen fantastischen Blick auf die Berge. Um die Beschreibungen der Weine zu übersetzen, ruft er dieses Mal seinen Sohn an, der nun irgendwie mit uns am Tisch sitzt. Der Wein hat wirklich einen ganz eigenen Geschmack und selbst der liebliche Wein ist gar nicht mal so süß. Wer also lieblichen Wein mag, wird den georgischen Wein eher nicht so sehr mögen.

Wir probieren weißen und roten Wein und schließlich auch seinen Portwein. Eigentlich kann es keinen Portwein aus Georgien geben, da dieser eigentlich nur in Portugal hergestellt werden kann, aber der Winzer erzählt uns, dass er mal ein paar Jahre dort war und die Herstellungsmethoden mitgebracht hat. Alle Weine schmecken wirklich sehr gut, also für unseren Geschmack.

Wir bekommen zur Verkostung auch einige Snacks serviert und wir fragen ihn was darin verarbeitet wurde (wir sind ja etwas wählerischer). Es ist gar kein Problem, dass wir nicht alles essen, denn die meisten der Snacks sind aus rein pflanzlichen Zutaten hergestellt. Es könnte fast nicht besser sein. Als dann aber etwas später sein Sohn mit Freunden und Kollegen vorbeikommen und wir uns plötzlich mitten in einer Supra wiederfinden, wird es sogar noch zu einem perfekten Abend.

Weingut - Weinherstellung Ibero Winery

Weingut - Weinherstellung Ibero Winery

Weinverkostung Ibero Winery - Weißwein und Snacks

Weinverkostung Ibero Winery - Weißwein und Snacks

Weinverkostung Ibero Winery - Chacha

Weinverkostung Ibero Winery - Chacha

Die Supra ist ein traditionelles georgisches Festmahl und ein Teil der georgischen Gesellschaftskultur. Die Traditionen der Supra als wichtiger Teil der georgischen Sozialkultur wurden 2017 in die Liste des Immateriellen Kulturerbes Georgiens aufgenommen.

Dabei müssen einige Regeln befolgt werden: Unabhängig von Größe wird eine Supra immer von einem Tamada bzw. Toastmaster angeführt, der jeden Trinkspruch einleitet. Der Tamada wird von den Gästen gewählt oder vom Gastgeber bestimmt. Ein erfolgreicher Tamada muss über große rhetorische Fähigkeiten verfügen und in der Lage sein, eine große Menge Alkohol zu konsumieren, ohne Anzeichen von Trunkenheit zu zeigen. Während des Essens bringt der Tamada einen Trinkspruch aus und hält dann eine längere Rede über das Thema, wie beispielsweise die Familie, Vorfahren oder eben das Land Georgien. Während des Trinkspruchs darf gegessen werden, aber das Reden ist verpönt.

Diese Regeln werden aber nicht immer genau eingehalten und an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst.

In unserem Fall ist der Sohn unseres Gastgebers der Toastmaster. Immer wieder startet er mit Trinksprüchen, die uns von einer seiner Kolleginnen zusammengefasst und übersetzt werden. Das wir allerdings nicht jedes Mal trinken müssen, wurde uns etwas spät gesagt.

Das Essen war sehr vielseitig. Wir haben auch hier vorab erklärt, was wir nicht essen. Es wurden viele Speisen zubereitet, die sowieso auf tierische Produkte verzichten und so hatten auch wir eine große Auswahl. Im Vorfeld hatten wir schon in Reiseführern und im Internet gelesen, dass Frauen bei einer Supra nur eine untergeordnete und unterstützende Rolle, vor allem bei der Zubereitung der Speisen, spielen. Das hat sich für uns allerdings nicht bestätigt. In der Küche und auch bei den Gesprächen waren alle gleichermaßen beteiligt. Weil es uns dann aber doch sehr interessiert hat, haben wir auch ganz offen nachgefragt und uns wurde gesagt, dass es vielleicht noch vereinzelt so sein kann, aber im Großen und Ganzen ist es nicht mehr so. Auch im beruflichen Bereich ist die Gleichstellung so wie in anderen europäischen Ländern.

Wir hatten einen wundervollen Abend mit noch vielen interessanten Gesprächen, durch die wir einen Einblick in das Leben in Georgien gewinnen konnten. Später trinken wir dann auch noch den traditionellen Chacha, den hochprozentigen Schnaps. Auch hier hat der Winzer einen ganz besonderen Chacha, der zusätzlich noch mehrere Jahre in einem Eichenfass gereift ist.

Nach einer sehr ruhigen Nacht füllen wir unseren Wassertank noch auf und kaufen natürlich noch etwas Wein. Eine Flasche Wein kostet 15 GEL (5,00 Euro) und der Portwein 40 GEL (14,00 Euro). Als Geschenk bekommen wir dann sogar noch eine Flasche Chacha und sind überwältigt von der Gastfreundlichkeit, der wir hier begegnen.

Wir brauchen ziemlich lange, um uns zu verabschieden, aber dann machen wir uns auf den Weg in Richtung Osten. Wir wollen in den Waschlowani Nationalpark und hoffen, dass wir noch nicht zu spät sind, denn nicht zu jeder Jahreszeit sind die Wege dort befahrbar.

Eine absolute Empfehlung ist das Roadbook von Valeria und Lukas. Die beiden sind mit ihrem Offroad-Camper unterwegs und haben ihre Reisen festgehalten. Die tollen Bilder lassen erahnen, wie wunderschön es in Georgien ist:

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2 Comments

  1. Mike S. 18. Mai 2023 at 12:41 - Reply

    Die Straßen sehen ja sehr abenteuerlich aus. Kommt man da überhaupt ohne Allrad klar?

    • Andrea 21. Mai 2023 at 13:18 - Reply

      Moin,
      einige Straßen sind auch wirklich abenteuerlich und sind nach starkem Regen und im Winter gesperrt. Die Straßenverhältnisse sind nicht die besten, aber mit etwas Bodenfreiheit kommt man eigentlich gut durch. Du solltest dein Fahrzeug aber gut einschätzen können. Wenn man sich dann aber einen Weg (bspw. nach Schatili oder Uschguli) nicht alleine zutraut, dann kann man auch mit einem Fahrer die Gegend erkunden. Wir wurden selbst außerhalb der Saison häufig angesprochen und die sind dann auch gar nicht so teuer. Georgien lohnt sich also auch ohne Allrad :)

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