Vom Waschlowani Nationalpark in die Hauptstadt

– abenteuerliche Fahrt durch ein Flussbett und ein Spaziergang durch Tbilisi

Nach einer tollen Weinverkostung machen wir uns auf den Weg in Richtung Osten. Dort liegt der Waschlowani Nationalpark (Vashlovani National Park). Wir haben schon viel darüber gelesen und auch andere Reisende haben uns einen Ausflug dorthin empfohlen. Die Landschaft soll hier ganz anders als im Rest des Landes sein und soll eher an die Badlands in den USA erinnern. Wir sind gespannt. Erst einmal warten wir aber das schlechte Wetter ab, denn drei Tage lang regnet es und aufgrund der Wolken und des Nebels kann man kaum etwas sehen.

Andrea im Nebel

Andrea im Nebel

Parkplatz St. Elia

Parkplatz St. Elia

St. Elia

St. Elia

Um uns die Zeit zu vertreiben, fahren wir noch auf einen Berg und schauen uns eine kleine Kirche an. Die St. Elia Church wurde etwas erhöht gebaut, ist aber sehr gut zu erreichen. Nicht weit weg finden wir auch einen schönen Stellplatz mit Aussicht auf die Umgebung. Hier warten wir den Regen ab.

Als wir am Morgen in den Ort fahren, machen wir schon das erste Mal Bekanntschaft mit dem Untergrund in dieser Gegend. Weil es so viel geregnet hat, ist alles schlammig und die Profile setzen sich sofort zu. Wir rutschen hin und her und sind froh, als wir endlich wieder auf einer Straße sind. Das wird aber nicht das letzte Mal gewesen sein.

Stellplatz St. Elia

Stellplatz St. Elia

Registrierung nicht vergessen

Wenn man sich im Waschlowani Nationalpark aufhalten möchte, muss man sich vorher registrieren. Dazu fahren wir in den Ort Dedopliszqaro, der knapp 120 Kilometer Luftlinie ostsüdöstlich von Tbilisi entfernt liegt. Hier gibt es ein Büro zur Verwaltung des Nationalparks (Administration of Vashlovani Protected Areas). Wir können direkt vor der Tür parken, wo schon ein Ranger steht und uns den Weg hinein zeigt.



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An der Anmeldung selbst ist nicht viel los. Nur zwei weitere Leute sind vor uns. Uns wird schließlich in gutem Englisch erklärt, dass nicht alle Wege passierbar sind, weil es in den letzten Tagen so viel geregnet hat und diese unter Wasser stehen. Sie zeigt uns welche Wege wir fahren dürfen und weil wir gar nicht in den Grenzbereich zu Aserbaidschan kommen, brauchen wir auch keine zusätzliche Bescheinigung von der Polizei. Ansonsten muss man nach der Anmeldung noch mal zur Polizeistation im Ort, um sich auch dort zu registrieren.

Weil wir dann aber auch nach den schmalen Wegen fragen, sagt sie, dass einige Wege generell für große Fahrzeuge gesperrt sind. In der Vergangenheit sind wohl schon große Expeditionsmobile in den Nationalpark gefahren und als sie dann doch nicht durchgepasst haben, wurden Äste abgesägt.

Die Anmeldung ist ganz unkompliziert. In einem Nebenraum werden unsere Daten aufgenommen und wir bekommen eine Quittung. Wir bezahlen für uns und das Fahrzeug 35 GEL und können 3 Tag und 2 Nächte im Nationalpark bleiben. Danach soll das Wetter auch wieder schlechter werden. Hier wird auch noch mal die Wettervorhersage geprüft, damit wir nicht im Park sind, wenn Starkregen im Anmarsch ist.

Wir gehen noch mal einkaufen und decken uns im Supermarkt noch mal mit ein paar Konserven ein. Man weiß ja nie. Aber dann geht es los, denn von hier aus sind es noch fast 50 Kilometer bis zum Nationalpark.

Der Weg in den Waschlowani Nationalpark – Bodenfreiheit sollte vorhanden sein

Die Straße wird zunehmend schlechter und die Schlaglöcher tiefer. Weil alles voller Wasser ist, kann man die Tiefe nicht einschätzen und so tasten wir uns langsam voran. Das natürlich erst nachdem wir viel zu schnell durch ein richtig tiefes Loch gefahren sind.

Wir können schon hier viele Adler und weitere Greifvögel sehen, was uns für die holperige Fahrt mehr als entschädigt. Schließlich kommen wir im letzten Ort Kasristskali an und fahren dort rechts ab in Richtung Nationalpark. Wir folgen den bereits gefahrenen Wegen bis hin zu einem Ranger-Posten. Der Weg führt uns durch eine hügelige Landschaft und in den Senken auch mal durch matschige Pfützen. Die Umgebung ist hier ganz anders und wir sind gespannt, wie es weitergeht.

An der Ranger-Station haben wir zwei Möglichkeiten. Entweder wir fahren in Richtung eines Canyons oder weiter in Richtung Grenze nach Aserbaidschan. Weil es aber wieder etwas regnen soll, fahren wir erstmal in den Canyon. Die Wege sind recht schmal, aber trotzdem gibt es einige Ausweichmöglichkeiten. Gut ist, dass man hier sehr weit einsehen kann. Aber wir scheinen hier allein zu sein.

Nationalpark Waschlowani: Der Nationalpark liegt mit seiner Fläche von mehr als 250 km² nur 150-50 Meter über dem Meeresspiegel und zeichnet sich durch sein trockenes Klima mit Wüstensteppenvegetation aus. Gegründet wurde er im Jahr 1935. Übersetzt bedeutet Waschlowani „Apfelgarten“, aber gemeint sind wohl eher Pistazien, denn diese Bäume wachsen hier besonders gut. Außerdem wachsen hier verschiedene Orchideenarten sowie einige endemische Pflanzenarten.

Die Landschaft ist hier ganz anders, es gibt Wüsten und Halbwüsten, Steppen, Schluchten und steile Klippen. Auch die Tierwelt ist hier etwas Besonderes. Es gibt Braunbären, Kropfgazelle, Luchse, Schwarzstörche, Streifenhyänen, Wildscheine und Wölfe. Auch der kaukasische Leopard soll hier leben, aber die letzte Sichtung bzw. der Fund von Spuren waren bereits im Jahr 2003.

Vashlovani Nationalpark

Vashlovani Nationalpark

Vashlovani Nationalpark

Vashlovani Nationalpark

Wir kommen schließlich zu einem Aussichtspunkt in eine Schlucht. Es ist einfach beeindruckend und irgendwie schwer zu beschreiben, denn so etwas haben wir vorher noch nicht gesehen. Die Berge scheinen aus Sand zu sein und in den tiefen Spalten können sich überall Tiere verstecken. Wir stehen hier eine Weile und genießen die atemberaubende Landschaft.

Nachdem wir ein paar Kilometer gefahren sind, kommen wir wieder zu einer Ranger-Station. Wir fragen hier nach, ob es für uns möglich ist weiterzufahren. Der Ranger erklärt uns, dass wir bis zu einer Hütte am Flussbett fahren können und wir dort auch gut übernachten können. Er kontrolliert dann auch unsere Quittung der Registrierung und wünscht uns viel Spaß. Nun wird der Weg sehr spannend. Es ist an einigen Stellen etwas steiler und auch manchmal sehr schmal. Mit einem kleineren Fahrzeug fühlt es sich wahrscheinlich besser an. Hier sehen wir auch immer wieder frischen Autospuren. Wahrscheinlich fährt der Ranger gelegentlich durch den Park, um alles zu kontrollieren.

Der Weg im Flussbett ist dann etwas abenteuerlich und es ist zu sehen, dass hier doch häufiger Wasser fließt. Hoffentlich nicht heute oder morgen. Wir kommen aber gut an der Hütte an. Den Weg zum eigentlichen Rastplatz fahren wir aber nicht hoch, weil die Zufahrt recht schmal ist und wir wahrscheinlich am Dach der Hütte scheitern würden.

Wir lassen das Auto stehen und gehen durch das Flussbett. Die ganze Landschaft ist wunderschön. Wir erwarten hinter jedem Busch einen Wolf oder eine Gazelle, aber leider bekommen wir keine zu Gesicht. Das Wetter ist auch nicht sehr einladen und als es etwas anfängt zu regnen, gehen wir zurück zum Bus. Dort angekommen setzen wir uns mit einem kühlen Getränk unter das Vordach der Hütte und genießen die Ruhe. Bis wir dann einen Motor hören. Kommt jetzt der Ranger und holt uns zurück, weil es ggf. zu gefährlich werden könnte? Glücklicherweise nicht. Es sind die Franzosen, die vor uns an der Anmeldung standen. Die beiden sind nach Georgien geflogen und haben sich bei Overlando eine UAZ Buhanka ausgeliehen, die schon eine Campingausstattung hat. Die Ausstattung ist wohl ausreichend und sie haben schon viele tolle Orte besucht. Sie erzählt uns, dass sie von einem Hund gebissen wurde und deshalb schon wegen einer Tollwutbehandlung ins Krankenhaus musste und die Behandlung noch etwas dauern wird. Zum Thema Tollwut in Georgien haben wir in unserem Artikel „Mit dem Wohnmobil nach Georgien“ weitere Informationen zusammengefasst.

Sollten wir wirklich bei Regen im Flussbett stehen? – wir stecken fest im Waschlowani Nationalpark

Wir haben eine sehr ruhige Nacht und lassen sogar das Fenster und die Tür ein Stück offen, um die Geräusche zu hören. Irgendwann fährt noch mal ein Fahrzeug vorbei, das war aber bestimmt der Ranger.

Am Morgen beginnt es wieder zu regnen, aber jetzt etwas stärker. Schon beim Frühstück bemerken wir, dass sich der Fluss langsam füllt. Weil wir auch noch direkt im Flussbett stehen, machen wir uns schnell auf den Weg. Die Franzosen hatten sich einen Platz in einer Abzweigung gesucht und sind wahrscheinlich auch schon losgefahren. Die Fahrt ist etwas aufregender als am Vortag, denn nun können wir die Tiefe der Auswaschungen nicht mehr einschätzen. Wir werden ganz schön durchgeschaukelt. Durch das Flussbett kommen wir noch ganz gut, aber dann folgen einige Steigungen, die schon beim Runterfahren ganz schön schmal waren. Jetzt ist wegen des lehmigen Bodens alles etwas rutschig und wir fahren vorsichtig an den kritischen Stellen vorbei. Irgendwann sind wir dann auch wieder an der Ranger-Station angekommen und atmen auf. Soweit wir uns an den Weg erinnern, sollte der Rest kein Problem sein. Denken wir.

Flussbett Vashlovani Nationalpark

Flussbett Vashlovani Nationalpark

Peppi im Flussbett Vashlovani Nationalpark

Peppi im Flussbett Vashlovani Nationalpark

Nach einer kurzen geraden Strecke müssen wir abbiegen und einen kleinen Hügel hoch. Dieser sieht zumindest klein aus, aber die Steigung zieht sich über mehrere hundert Meter. Wir schaffen es vielleicht 50 Meter bis sich das Profil zugesetzt hat und wir ins Rutschen kommen. Peppi stellt sich quer und rutscht mit dem Heck in den ausgewaschenen Graben. Dieser ist nicht tief, aber es reicht aus, damit wir nicht weiterkommen. Nach 3 Versuchen geben wir erstmal auf und fahren zurück zur Ranger-Station. Dort parken wir und wollen auf besseres Wetter warten. Hoffentlich hört es bald auf zu regnen.

Die Fahrt durch das Flussbett bis hin zu dem Hügel haben wir auf unserem Kanal Überallpennerin – In the rain in Vashlovani national park | recording while driving – hochgeladen.

Vashlovani Nationalpark

Vashlovani Nationalpark

Wir erzählen mit dem Ranger und er erklärt uns, dass der Nationalpark auch im Winter befahrbar ist, weil gar nicht so viel Schnee fällt. Regen und der aufgeweichte Untergrund sind hingegen ein größeres Problem. Wir warten hier ein paar Stunden ab und nachdem es aufgehört hat zu regnen, gehen wir erst einmal bei der Steigung nachschauen, wie schlimm es jetzt ist. Glücklicherweise ist das meiste Wasser noch weiter nach unten abgeflossen und wir wollen einen neuen Versuch starten.

Wir lassen schon vorher ein bisschen Luft ab, damit die Reifen ein bisschen mehr Auflagefläche haben. Nun müssen wir mit Schwung los. Peppi rutscht zwar wieder etwas zur Seite, aber er schafft es dieses Mal weiterzufahren und wir schaffen die erste Steigung. Nach dieser Steigung geht es ein kleines Stück runter und dann wieder rauf. Wir fahren mit ordentlich Geschwindigkeit auch diese Steigung hoch. Wir sind froh, als wir es geschafft haben und oben auf einer ebenen Fläche stehen können. Hier bleiben wir auch direkt für die Nacht stehen und genießen die Aussicht in die Schlucht. So langsam machen wir uns aber ein wenig Sorgen um die Franzosen. Diese erledigen sich aber, als sich die Wolken auflösen und wir etwa 100 Meter weiter die Buhanka stehen sehen. Anscheinend sind sie gestern Abend doch noch aus dem Flussbett rausgefahren. Eine gute Entscheidung.

Weil die Anmerkung unter dem Video einige Mal kam: Wir hätten auch schon nach dem ersten gescheiterten Versuch unseren Schneeketten aufziehen können und wären dann auf jeden Fall hochgekommen, aber wer will das schon? Wir hätten diese dann irgendwie reinigen müssen oder so dreckig wie sie sind einpacken müssen. Wir haben ja Zeit und hätten auch noch ein paar Tage im Park ausgehalten.

Am nächsten Tag müssen wir den Park allerdings schon verlassen. Wahrscheinlich hätte man es auch irgendwie verlängern können, aber die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist nicht so gut und deshalb genießen wir noch einmal den tollen Ausblick in die Schlucht. Es war eine ruhige Nacht und wir haben abends sogar noch Wölfe heulen gehört. Wir wandern zwar noch ein wenig herum, aber das Wetter ist auch heute nicht sehr einladend und so machen wir uns auf den Rückweg. Weil es nicht mehr viel geregnet hat, ist der restlich Weg in Ordnung und wir kommen gut voran. Nur in einigen Senken haben sich tiefe Pfützen gebildet. Manchmal hilft da nur Sperre rein und Gas geben.

An der Strecke kommen wir dann an einem verlassenen, sowjetischen Flugplatz (Big Shiraki – დიდი შირაქი) vorbei.

Um das Jahr 1950 errichtete die sowjetische Regierung in der Shiraki-Ebene diesen Militärstützpunkt. Hier war das 178. Garde-Jagdflugzeugregiment stationiert, das am sowjetisch-afghanischen Krieg teilnahm und 1989 nach Georgien zurückkehrte. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden die verbliebenen Kampfflugzeuge bis Juni 1992 nach Russland verlegt, und der Flugplatz Groß-Shiraki wurde im Oktober 1992 an das unabhängige Georgien übergeben. Der Flugplatz wurde nie systematisch vom georgischen Militär genutzt, und seine Infrastruktur verfiel zusehends. Bis 2006 wurde das Gelände des ehemaligen Luftwaffenstützpunkts privatisiert. Während des russisch-georgischen Krieges warfen russische Flugzeuge am 11. August 2008 Bomben auf den verlassenen Flugplatz Shiraki ab.

Groß-Shiraki

Groß-Shiraki

Wir fahren mit einem komischen Gefühl zwischen den vielen Hangars entlang, von denen einige wohl auch manchmal als Stall genutzt werden. Zurzeit sind aber alle verschlossen.

Zurück im Ort holen wir uns wieder ein frisches Brot. Dort haben wir jetzt schon 3 verschiedene Bäcker ausprobiert und alle haben ein tolles Brot verkauft.

Spendiere und ein leckeres Brot

Wir fahren aber noch weiter und stoppen irgendwann an einem Rastplatz. Als wir ankommen, sind noch viele Leute dort und haben eine große Tafel mit Essen aufgebaut. Nach einer halben Stunde sind aber alle verschwunden und die Tafel auch. Auch wenn der Platz direkt neben der Straße ist, haben wir hier eine ruhige Nacht.

Wartung und Tomaten – wir testen mal wieder alle unsere Kocher

Nachdem wir erst die Passstraße nach Shatili und dann durch den Waschlowani Nationalpark gehoppelt sind, prüfen wir alles am Fahrzeug. Es klappert alles ein bisschen und wahrscheinlich müssen einige Schrauben festgezogen werden.

An einem etwas ruhigeren Platz schon ganz in der Nähe von Tbilisi machen wir dann schließlich einen Rundumcheck. Flüssigkeiten werden geprüft und die losen Schrauben wieder festgezogen. Es ist gar nicht so viel, wie wir gedacht hätten und so sind wir schon am frühen Nachmittag fertig.

Als wir gerade drinnen sitzen, kommt ein Auto vorbeigefahren und hupt. Wir schauen aus dem Fenster und winken. Weil er stehen bleibt, geht Christopher raus und fragt, ob es in Ordnung ist, dass wir hier stehen. Leider versteht er gar kein Englisch und macht Christopher deutlich, dass er mit zum Kofferraum kommen soll. Was wird das nun?

Mal wieder werden wir überrascht und sind von der Freundlichkeit der Menschen einfach überwältigt. Er drückt Christopher viele Tomaten in die Hand und zeigt, dass er zu viele hat und wir noch mehr haben können. Auch wenn wir von einigen Tomaten viel wegschneiden, haben wir ein tolles Abendessen und freuen uns über diese Begegnung.

Am Morgen starten wir dann ein kleines Projekt. Wir räumen im Fahrzeug auf und machen ein Video über alle Kochmöglichkeiten, die wir dabei haben. Über die Zeit sind es dann doch schon 4 geworden. In unserer Küchenzeile haben wir ein Diesel-Kochfeld von Webasto (X100) verbaut und in unserer Außenküche einen Spirituskocher (Origo-Kocher 3000)*. Als wir 2020 in Polen unterwegs waren, haben wir uns dort ein Induktionsfeld zugelegt und zum Wandern haben wir jetzt auch einen faltbaren Gaskocher*. Mehr Informationen über die einzelnen Geräte und unsere Erfahrungen könnt ihr im Video oder im Blogbeitrag (folgt bald) finden.

Nach den Offroad-Abenteuern fahren wir in die Hauptstadt – Sightseeing in Tbilisi

Nach der langen Zeit ganz im Osten des Landes, sind wir gespannt auf die Hauptstadt Tbilisi. Hier wollen wir uns ein wenig die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten anschauen und vielleicht auch mal das Nachtleben in Georgien austesten. Erst einmal müssen wir aber einkaufen. Das ist hier aber gar kein Problem. Es gibt große Supermärkte, in denen man fast alles kaufen kann. Was uns aber schon häufiger aufgefallen ist, sind deutsche Produkte oder Produkte mit dem Label „German Quality“.

Als Hauptstadt Georgiens hat Tbilisi etwa 1,2 Millionen Einwohner. Gerade in dieser Stadt wird einem die Redewendung „Schmelztiegel der Kulturen“ lebhaft vor Augen geführt. Die Stadt hat eine sehr ereignisreiche Geschichte, mit ständigen Machtübernahmen und Wechseln der Regierenden. So finden sich hier Einflüsse von italienischen Architekten in prächtigen Palästen, die heute Theater und Museen sind. Heinrich Scharrer, ein deutscher Landschaftsarchitekt, legte den Alexandergarten und den botanischen Garten an. Aber auch die Eingliederung in die damalige Sowjetunion im Jahr 1936 ist noch spürbar. Geht man durch die Straßen und kleinen Gassen der Stadt, sind hinter jeder Abzweigung neue kleine Kunstwerke zu entdecken.

Fact: Tbilisi hieß bis 1936 zweitweise Tiflis. Im deutschen Sprachgebrauch wird dieser Name heute zwar noch verwendet, aber richtig ist Tbilisi.

Weil es in Georgien nicht wirklich Campingplätze gibt, haben wir von anderen Reisenden einen Parkplatz hinter einer Kathedrale empfohlen bekommen. Als wir ankommen, stehen auch bereits einige andere Camper dort und auch wir stellen uns dazu. Wir haben einen schönen Platz mit Sicht auf die Kathedrale und bekommen auch gleich Besuch von einer Katze.

Die Zminda-Sameba-Kathedrale (Dreifaltigkeitskathedrale) ist die bisher größte Kathedrale im ganzen Kaukasus. Der Turm ist 84 Meter hoch und schon aus weiter Entfernung zu sehen. Die Bauarbeiten dauerten fast 10 Jahre und die Kirchenglocke wurde sogar in Deutschland gegossen. Das ganze Gebäude wird nachts beleuchtet und bietet ein tolles Bild. Am Abend fliegt hier auch eine Drohne herum und scheint Aufnahmen von allen Seiten zu machen.

Zminda-Sameba-Kathedrale

Zminda-Sameba-Kathedrale

Zminda-Sameba-Kathedrale

Zminda-Sameba-Kathedrale

Wir sind recht spät auf dem Stellplatz angekommen und es wird bereits dunkel. Weil die Innenstadt aber gar nicht weit weg ist, machen wir uns trotzdem auf den Weg. Wir finden uns schnell zurecht und stoßen schon nach kurzer Zeit auf die ersten tollen Bilder im Fußgängertunnel. Hier sind alle Wände voll mit StreetArt. Schon hier könnten wir viel Zeit verbringen, aber wir gehen noch weiter in die kleinen Gassen der Stadt, in denen Cafés und Bars sind. Hier sind viele Menschen unterwegs und an einer „Bier-Bar“ (ABRAGI Beer Bar) legen wir schließlich einen Stopp ein. Hier werden wir herzlich begrüßt und gut beraten. Wir kommen mit einigen Leuten ins Gespräch und haben einen schönen ersten Abend in Tbilisi. Den Rückweg finden wir auch ohne Probleme.

Stellplatz hinter Kathedrale

Stellplatz hinter Kathedrale

ABRAGI Beer Bar Tbilisi

ABRAGI Beer Bar Tbilisi

Streetart Tbilisi Unterführung

Streetart Tbilisi Unterführung

Am nächsten Morgen starten wir dann nach einem ausgiebigen Frühstück unsere richtige Sightseeing-Tour durch die Stadt. Hier ist alles fußläufig erreichbar und so starten wir unseren Stadtbummel am Mtkwari-Ufer. Hier gehen wir über die Friedensbrücke.

Die Friedensbrücke wurde in den Jahren 2009 und 2010 errichtet und ist unter den Einwohnern der Stadt sehr umstritten, da die Baukosten für diese Brücke sehr hoch waren. Sie ist 150 Meter lang, und wurde am 6. Mai 2010 eröffnet. Die bogenförmige Glas-Stahlkonstruktion verbindet die Altstadt mit dem neu gestalteten Rike-Park. Entworfen wurde sie von dem italienischen Architekten Michele De Lucchi. Von den Leuten in Tbilisi wurde die Friedensbrücke von Anfang an „Always Ultra“ genannt, was auf Grund ihrer Form irgendwie nachvollziehbar ist.

Friedensbrücke

Friedensbrücke

Friedensbrücke

Friedensbrücke

Wir gehen schließlich weiter und kommen zu einem Verwaltungsgebäude der Stadt. Dieses haben wir schon in einer Dokumentation gesehen und wurde dort als das Pilz-Haus bezeichnet, weil die Konstruktion ein bisschen daran erinnert. Wir können dem nur zustimmen, denn das Dach sieht aus wie kleine Pilz-Hüte. Noch ein Stückchen weiter am Fluss entlang, kommen wir zu einem Park. Eigentlich gehen wir nur dichter ran, weil wir einige Offroad-Fahrzeuge sehen und neugierig geworden sind. Dann sehen wir aber, dass hier eine riesige Veranstaltung stattfindet, das „Sportfest 2022“. Hier werden viele verschiedene Sportarten vorgestellt und man kann einiges davon sogar ausprobieren. Auf einem riesigen Trampolin springen Kinder, die mehrfache Schrauben und andere Figuren in der Luft machen. Wir sind total überwältigt und setzen uns schließlich auf eine Bank und beobachten das ganze Treiben. Schließlich kommt dann noch ein tanzender Panda mit ein paar Musikanten zur Unterhaltung der kleineren Kinder.

Sportfest Tbilisi

Sportfest Tbilisi

Streetart Tbilisi

Streetart Tbilisi

Gasse in Tbilisi

Gasse in Tbilisi

Statue in Tbilisi

Statue in Tbilisi

Tür in Tbilisi

Tür in Tbilisi

Nach einer Weile müssen wir aber weiter. Wir wollen uns ja noch ein bisschen mehr anschauen. Außerdem müssen wir noch in einen MAGTI-Store und eine neue SIM-Karte besorgen, weil unser erster Monat fast vorbei ist. Die Zeit vergeht hier einfach zu schnell. Zum Thema Internet in Georgien schaut gerne in unserem Artikel „Mobiles Internet“ vorbei.

Gabriadze Marionettentheater

Gabriadze Marionettentheater

Wir gehen noch weiter durch die schöne Altstadt, vorbei an vielen kleinen Verkaufsständen und Flohmärkten. Ein kleines Paradies für Liebhaber alter Dinge. Auch wir hätten uns hier gerne einiges gekauft, aber aufgrund des Platzmangels und auch unserer Fahrweise wäre es etwas schwierig. Hier gibt es tolle Gläser-Sets und Schachspiele aus Holz, handgemachte Kleidung und schöne Bilder. Schließlich kommen wir zum Gabriadze (კაფე გაბრიაძე), einem Theater in der historischen Altstadt von Tbilisi an dessen Eingang sich ein schiefer Uhrenturm befindet. Das wunderschöne Gebäude des einzigartigen Marionettentheaters wurde von Gabriadze selbst entworfen. Hier werden wir direkt von einem Tourguide angesprochen. Er spricht sogar Deutsch, weil er einige Jahre in Stuttgart gelebt hat. Er erzählt uns ein bisschen was über die Stadt und empfiehlt uns auch noch eine Bar. Am späten Nachmittag sind wir dann aber erschöpft von den viele Eindrücken und gehen zurück zum Parkplatz.

Am Abend wollen wir noch mal los und ein frisches Brot für den nächsten Morgen holen. Es ist schon wieder dunkel und viele Leute sind unterwegs. Als Christopher gerade an einer Gruppe vorbeigehen möchte übersieht er eine herausstehende Metallkante und stößt sich den Kopf. Leider richtig doll, denn es wird gleich dick und blutet ein wenig.

Am Morgen hat er noch immer Kopfschmerzen und fühlt sich nicht sehr gut, deshalb entscheiden wir uns dazu nicht noch eine Tour durch die Stadt zu machen und zu dem nicht mal 9 Kilometer entfernten Tbilisi See zu fahren. Eigentlich wollten wir mit der Seilbahn auf den Berg zur Mutter Georgien fahren und im Botanischen Garten klettern gehen, aber das müssen wir ausfallen lassen.

Entspannung am See – heute ist Waschtag

Angekommen am See sind wir froh etwas Ruhe zu haben, denn auf dem Stellplatz hinter der Kathedrale war es auch über Nacht nicht gerade ruhig. Christopher ruht sich aus und wir legen ein paar Tage Pause ein. Hier machen wir auch mal wieder etwas Wäsche. Das heißt bei uns Wäsche waschen mit der Hand, im Waschbecken. Es gibt auch noch andere Möglichkeiten, die uns empfohlen wurden, aber wir haben es bisher noch nicht geschafft ein kleines Fass zu kaufen oder einen Waschsack. Das müssen wir wohl mal in Angriff nehmen, denn das Waschen mit Hand ist schon sehr aufwändig und dauert recht lange.

Als es Christopher dann wieder besser geht, machen wir uns wieder auf den Weg. Es gibt noch so viel mehr zu entdecken und wir sind schon gespannt. Wie es weiter geht könnte ihr in unserem nächsten Artikel „Heiße Quellen und verschneite Wege – vom Parawani Lake bis nach Chiatura“ erfahren.

Eine absolute Empfehlung ist das Roadbook von Valeria und Lukas. Die beiden sind mit ihrem Offroad-Camper unterwegs und haben ihre Reisen festgehalten. Die tollen Bilder lassen erahnen, wie wunderschön es in Georgien ist: GEORGIA & ARMENIA: travel guide for overlanders

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